Direkt zum Inhalt
Weiterbildung (berufsbegleitend)

Traumapädagogik

Zwei Hände schreiben mit einem Stift auf Papier
Zeitraum:
24.11.2023 – 09.11.2024
Veranstaltungsort:

Fachhochschule Potsdam, Haus 4

Gruppengröße:

max. 18

Abschluss (veraltet)

Hochschulzertifikat

Traumapädagogik geht von der Annahme aus, dass dysfunktionale Verhaltensweisen biografisch bedingt und daher verstehbar sind. Häufig spiegeln sich diese in aktuellen pädagogischen Situationen wider und rufen bei Fachkräften nicht selten eigene Gefühle von Hilflosigkeit oder Abwehr hervor. Welcher Haltung und professioneller Kompetenzen es bedarf, Betroffene hilfreich zu begleiten und dabei selbstfürsorglich zu handeln, vermittelt diese Weiterbildung.

 

Auf einen Blick

Ziele der Weiterbildung

Mit Erlangen des Zertifikats sind die Teilnehmenden in der Lage, das Inventar traumapädagogischer Diagnostik für ein individuelles Fallverstehen zu nutzen und pädagogische Rahmenkonzepte zu entwickeln, die den besonderen Bedürfnissen Betroffener gerecht werden.

Zielgruppe

Die berufsbegleitende Weiterbildung richtet sich an Sozialarbeiter* innen, Pädagog*innen, Erzieher*innen und weitere Praktiker*innen mit einschlägigen Erfahrungen aus der Arbeit mit hochbelasteten Kindern, Jugendlichen, deren Eltern und Betreuungspersonen, aber auch mit Erwachsenen.

Arbeitsweise

Vorträge der Dozierenden, Übungen im Kontext traumatischer Prozesse, Kleingruppenarbeit, durchgehend praxisorientiertes Arbeiten entlang von Fallbeispielen der Teilnehmenden und Dozierenden

Kosten

Für die Weiterbildung Traumapädagogik ist eine Teilnahmegebühr von 2.800 Euro (umsatzsteuerbefreit) zu entrichten. Absolvent*innen der FH Potsdam erhalten 5 % Ermäßigung.

Leistungsumfang

4 ECTS-Leistungspunkte

Themen

Im ersten Modul widmen wir uns einer grundlegenden Einführung in zentrale Begriffe der Psychotraumatologie und der Traumapädagogik. Die Teilnehmenden lernen die Entstehungsgeschichte der noch recht jungen Disziplin der Traumapädagogik kennen und erhalten einen Überblick über die Historie der Psychotraumatologie, deren Ursprung bis in das 19. Jahrhundert zurückreicht.
Wie entsteht ein Trauma? Was passiert dabei im Körper? Welche Folgesymptomatiken können entstehen und wie kann ich sie erkennen und einordnen? Diese Fragen werden ebenso wie die Bedeutung eines traumasensiblen Handelns in unterschiedlichen Arbeitsfeldern im Zentrum unserer gemeinsamen Auseinandersetzung stehen. Ein Überblick über verschiedene traumatherapeutische Verfahren rundet diese erste Einheit ab, deren Themen in den Folgemodulen vertieft werden.

Die Bindungstheorie, die psychoanalytische Aspekte früher Erfahrungen und prekärer Lebensumstände beinhaltet und Übergangssituationen fokussiert, ist Schwerpunkt des ersten Wochenendes. Es wird der Frage nachgegangen, was es für Kinder und Jugendliche bedeutet, in einem traumatisierenden Umfeld aufzuwachsen. Dabei wird es auch um die Resilienz gehen, die wesentlich am Schutz vor seelischen Verletzungen beteiligt ist. Auf Grundlage des theoretischen Verständnisses von psychoanalytischer Entwicklungspsychologie und transgenerationaler Weitergabe von Traumata wird schließlich die Möglichkeit korrigierender Beziehungserfahrungen diskutiert.

Das zweite Wochenende verlagert den Blick auf den professionellen Umgang mit hochbelasteten Menschen. Was kennzeichnet eine traumasensible Haltung und wie unterscheiden sich dabei Psychotherapie und Pädagogik in Abgrenzung voneinander? Die Entwicklung einer feinfühligen professionellen Haltung ist eng mit den Handlungskonzepten der Traumapädagogik verbunden. Diese stehen im Mittelpunkt der Einheit. Zudem werden diagnostische Ansätze wie szenisches Fallverstehen, ressourcenorientierte Anamneseverfahren und einzelne Screeninginstrumente im Hinblick auf ihren Nutzen für die pädagogische Praxis beleuchtet.

Professionelles Handeln findet stets im Kontext eigener biographischer Erfahrungen statt und bestimmt das berufliche Selbstverständnis sowie die Beziehungsgestaltung. Gerade wenn Professionelle mit Verhalten konfrontiert sind, das ursächlich mit psychischer Traumatisierung zusammenhängt, kann es hilfreich sein, sich selbst im Rahmen von Übertragung und Gegenübertragung zum Instrument des Verstehens zu machen, was eine gute Selbstkenntnis voraussetzt. Um diese anspruchsvolle Aufgabe zu bewältigen, braucht es zudem einen haltenden strukturellen Rahmen. Dieses Modul widmet sich der Notwendigkeit, dem Vorgehen und den Chancen selbstreflexiver individueller wie institutioneller Praxis.

Das erste Wochenende dient dabei als Einstieg in das Thema, während das zweite Wochenende zur Vertiefung genutzt und die eigene Einrichtung in den Blick genommen wird. Der Fokus liegt dabei auf der einrichtungsbezogenen Teamarbeit, die sich im Rahmen des Begriffs „sicherer Ort“ gestaltet. Es wird der Frage nachgegangen, welche Voraussetzungen eine Einrichtung mitbringen muss, wenn man in ihr traumasensibel arbeiten möchte und ob sie institutionell am Gegenübertragungsgeschehen beteiligt ist.

Als Fachkraft traumasensibel handeln zu können, setzt voraus, wichtige Prämissen der Selbstfürsorge und Psychohygiene zu berücksichtigen. Die Bedeutung und die Strategien eines selbstfürsorglichen Praxisalltags sowie Maßnahmen zum Schutz vor sekundärer Traumatisierung bilden daher einen Schwerpunkt des Moduls.
Parallel dazu stehen die unterschiedlichen Anforderungen und Methoden der Stabilisierung und Psychoedukation für die Adressat*innen im Fokus: Wie gehe ich mit selbstverletzendem Verhalten um? Wie reagiere ich auf dissoziative Zustände, auf Vermeidungshandeln oder auf Flashbacks? Welche strukturellen Bedingungen braucht es, um professionell agieren zu können und wo liegen schließlich die Grenzen des traumapädagogischen Arbeitens?

In diesem Modul werden unterschiedliche Berufsfelder diskutiert, die mit traumatisierten Menschen arbeiten. Im Fokus stehen die stationäre Kinder- und Jugendhilfe, das Ehrenamt, die Arbeit mit Geflüchteten sowie Beratungsfelder, die mit Gewalterleben zu tun haben. Dabei spielt die Erfahrung der Teilnehmenden eine große Rolle, welche den Blick auf andere Berufsfelder möglicherweise noch erweitern wird. Außerdem wird das Instrument Beratung als Ressource im Netzwerk in den Blick genommen, z. B. im Kontext der Hilfen zur Erziehung oder der Schulung von Fachkräften.

In diesem Modul werden die vorausgegangenen Inhalte und Praxiserfahrungen in einer Evaluation des eigenen Arbeitsprozesses in Form von Gruppensupervision vertieft. Ziel der Supervision ist die Förderung der rollen-, aufgabenspezifischen und persönlichen Selbstreflexion; sie kann die individuelle Entwicklung und die Fallarbeit unterstützen.

Im Abschlusskolloquium stellen die Teilnehmenden ihre bearbeiteten Praxisfälle vor und resümieren ihre neu erworbenen Sichtweisen und Kompetenzen.

Termine & Zeitplan

Seminarzeiten
9:30 – 17:00 Uhr

Umfang
136 Seminarstunden + 8 Stunden Supervision

  Kurs 2
Modul 1 24. – 25.11.2023
Modul 2.1 12. – 13.01.2024
Modul 2.2 01. – 02.03.2024
Modul 3.1 12. – 13.04.2024
Modul 3.2 24. – 25.05.2024
Modul 4 21. – 22.06.2024
Modul 5 20. – 21.09.2024
Modul 6 wird noch bekannt gegeben
Modul 7 08. – 09.11.2024

Wissenschaftliche Leitung