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Interview

Von der Idee zur Weiterbildung

Stephanie Teichler und Prof. Dr. Schmidt-Wenzel sitzen an einem Holztisch auf dem Campus

Im Gespräch lassen Prof. Dr. Alexandra Schmidt-Wenzel (Fachbereich Sozial- und Bildungswissenschaften) und Stephanie Teichler (Zentrale Einrichtung Weiterbildung) die Entwicklung der Weiterbildung "Traumapädagogik" Revue passieren.

Im Dezember startet an der Fachhochschule Potsdam erstmalig die berufsbegleitende Weiterbildung Traumapädagogik. Die Weiterbildung vermittelt, welcher Haltung und professioneller Kompetenzen es bedarf, um von einem Trauma Betroffene hilfreich zu begleiten und dabei selbstfürsorglich zu handeln. In 136 Seminarstunden werden die 16 Teilnehmenden in elf Monaten durch das Thema geführt.

Die Zentrale Einrichtung Weiterbildung (ZEW) führt seit vielen Jahren erfolgreich Weiterbildungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten an der Fachhochschule Potsdam durch. Mit ihrer Erfahrung unterstützen die Mitarbeitenden andere Hochschulangehörige bei der Umsetzung ihrer Ideen. Für die Realisierung der Weiterbildung bündelten die Zentrale Einrichtung Weiterbildung und der Fachbereich Sozial- und Bildungswissenschaften ihre Kompetenzen.

Als wissenschaftliche Leiterin der Weiterbildung Traumapädagogik ist Prof. Dr. Alexandra Schmidt-Wenzel, Professorin für Pädagogik der Lebensalter, verantwortlich für die Konzeption und Umsetzung der einzelnen Module – inhaltlich wie didaktisch. Sie wird aber auch selbst als Dozentin im Einsatz sein.
Stephanie Teichler unterstützt als Mitarbeiterin der ZEW in der Konzeption, Organisation und Akquise der Weiterbildung und gewährleistet die Durchführung der Veranstaltung. 

Sie haben gemeinsam die Weiterbildung „Traumapädagogik“ auf die Beine gestellt. War die Nachfrage nach diesem Thema besonders hoch?

Prof. Dr. Alexandra Schmidt-Wenzel: Es gibt seit Jahren eine kontinuierlich hohe Nachfrage auf Seiten der Fachkräfte, die mit traumatisierten Menschen oder deren Angehörigen arbeiten. Das liegt vor allem daran, dass sie in ihrer beruflichen Praxis oftmals an die Grenzen der eigenen Handlungsfähigkeit stoßen, weil in den klassischen pädagogischen Ausbildungen nicht genügend Raum für die Thematik ist.

Stephanie Teichler: Vor dem Hintergrund der Flüchtlingsbewegungen und auch einhergehend mit der Corona-Pandemie sind zunehmend Kinder und Jugendliche von traumatischen Erlebnissen betroffen, deswegen ist die Nachfrage nach Qualifizierung in der pädagogischen Arbeit vieler sozialen Einrichtungen stark steigend. Das war auch die Resonanz, die beim ersten Kontakt mit den Interessent*innen bei uns ankam. Nachdem wir das neue Weiterbildungsangebot auf verschiedenen Kanälen veröffentlicht und beworben hatten, meldeten sich sofort über 40 Interessierte zum Informationsabend im April 2022 an. 

Worauf kommt es bei der Traumapädagogik an? Wenn ich an Traumapädagogik denke, assoziiere ich auch Psychotherapie damit. Wo liegen die Unterschiede?

Prof. Dr. Alexandra Schmidt-Wenzel: Ja, tatsächlich verlaufen die Grenzen hier fließend. Auch in der Traumapädagogik geht es um ein Verstehen und Mitschwingen. Es wird jedoch in der Arbeit kein therapeutischer Prozess initiiert. Es geht vielmehr darum, psychoedukativ zu agieren, sichere Räume zu schaffen, verlässliche Beziehungsangebote zu machen, die es Menschen ermöglichen, sich nach oft komplexen Traumatisierungen Stück für Stück zu stabilisieren und schließlich auch die eigene Geschichte, das eigene Erleben im hier und heute einordnen zu können und wieder Kraft zu schöpfen.

Welche Herausforderungen ergaben sich für Sie? Jetzt, wo Sie einmal gemeinsam eine Weiterbildung entwickelt haben, was würden Sie beim nächsten Mal anders machen? 

Stephanie Teichler: Am Anfang war erst einmal wichtig, dass wir das Angebot inhaltlich und zeitlich so entwickeln, dass es an den Start gehen kann, die Zielgruppen identifizieren und den Kurs dann zu bewerben und Interesse zu wecken. Dies ist uns dank des aktuellen Themas sehr gut gelungen. Die meisten Erfahrungswerte sammeln wir sicherlich bei der erstmaligen Durchführung der Weiterbildung. Durch das Feedback der Teilnehmer*innen werden wir überprüfen, ob das entwickelte Konzept gut funktioniert und ob es für den nächsten Durchgang noch Anpassungen bedarf. Die Evaluation ist ein wichtiger Teil des Ablaufs. Wir schauen immer stärker darauf, digitale Angebote in die Weiterbildungen einzubauen – das stellt auch eine Herausforderung in Hinblick auf die Umsetzung der Inhalte dar. Wir haben uns diesmal entschieden, zunächst ein Modul als Online-Format zu planen, andere Weiterbildungen finden auch komplett digital oder hybrid statt.

Prof. Dr. Schmidt-Wenzel: Bisher lief die Zusammenarbeit mit der ZEW absolut reibungslos – selbst als nach dem Ausscheiden von Christina Thomas (Anm. d. Red.: ehem. Leiterin der ZEW) das Projekt an Stephanie Teichler übergeben wurde. Ich würde beim nächsten Mal nichts anders machen, außer tatsächlich direkt nach der Ideenfindung den Kontakt zur ZEW zu suchen und so noch früher gemeinsam loszulegen.

Welche Prozessschritte werden durchlaufen auf dem Weg von der Idee zur Weiterbildung? 

Prof. Dr. Alexandra Schmidt-Wenzel: Für mich war es im Kern die Konzeption der Weiterbildung selbst: Über welche Kompetenzen sollen die Teilnehmenden am Ende verfügen? Was soll in wie vielen Modulen gelehrt werden und von wem? Welche Anforderungen werden mit dem Weiterbildungszertifikat verbunden? Wie soll die didaktische Linie aussehen? Parallel sind dann die administrativen Fragen zu klären: Wie viele Plätze gibt es in einem Kurs? Welchen zeitlichen Umfang benötigen die einzelnen Module? Sollen die Teilnehmenden bestimmte Zugangsvoraussetzung erfüllen? Usw.

Stephanie Teichler: In der Regel kommen Lehrende mit einer Idee für ein Thema, das sie selbst gern anbieten möchten, auf die ZEW zu. Gemeinsam setzen wir uns dann zusammen und entwickeln ein passendes Weiterbildungsformat. Die Konzeption wird in enger Zusammenarbeit erstellt, Lehrende übernehmen die Rolle der wissenschaftlichen Leitung, das heißt die inhaltliche Verantwortung für Lehrinhalte liegt bei Lehrenden der FHP. Die ZEW übernimmt die Planung, Vermarktung, Durchführung und Administration der Angebote der wissenschaftlichen Weiterbildung.

Was war für Sie überraschend? Gab es etwas, das Sie dazugelernt haben?

Prof. Dr. Schmidt-Wenzel: Überraschend im besten Sinne war, bzw. ist die gute und enge Zusammenarbeit mit der ZEW, deren Arbeit einfach genau da einsetzt, wo mir die Kapazitäten fehlen würden: Angefangen bei der Kalkulation des Projekts, der Raumplanung und der Organisation eines Infoabends bis hin zum Satz und Druck der Flyer und Broschüren und dem Moderieren des Anmeldeprozesses.

Stephanie Teichler: Die Teilnahmeplätze waren bereits nach kurzer Zeit für den ersten Start Anfang Dezember belegt, das ist schon ein richtig motivierender Auftakt!

Welche Ratschläge oder Tipps würden Sie anderen Bereichen geben, die ein ähnliches übergreifendes Projekt angehen möchten? 

Stephanie Teichler: Zunächst immer die ZEW kontaktieren. Die Mitarbeitenden kennen sich aus und sind Experten*innen in der Entwicklung und Durchführung von Weiterbildungen. Es ist wichtig darauf zu achten, was potentielle Teilnehmer*innen brauchen. Auch hier kann die ZEW helfen, weil sie systematisch vorgeht, Markt und Zielgruppen analysiert und das Wettbewerbsumfeld beleuchtet. Welche Schwerpunkte hat die Konkurrenz? Wo können wir ansetzen? Was ist unser Alleinstellungsmerkmal? Die FH Potsdam hat eine sehr gute Reputation. Alumni und Teilnehmende kommen gerne wieder. Es gilt, den damit verbundenen Erwartungen gerecht zu werden und sie zu übertreffen. Dafür ist nicht nur inhaltliche Fachkompetenz notwendig, sondern auch eine intensive Zusammenarbeit mit den Profis der ZEW.

Prof. Dr. Schmidt-Wenzel: Ich habe mich im Vorfeld intensiv mit Praxispartner*innen ausgetauscht, um das Angebot möglichst gut auf die Bedarfe der Fachkräfte in den unterschiedlichen Bereichen abstimmen zu können. Das war mir wichtig. Und ich habe es als sehr hilfreich empfunden, das Konzept der Weiterbildung mit den dann in der Lehre involvierten Kolleginnen immer wieder kooperativ zu beraten. Am leichtesten gelingt die Umsetzung also sicherlich in einem guten Team.

Das Interview führte Dorothee Gümpel, Stabsstelle Hochschulkommunikation.

Kontakt

ZEW – Zentrale Einrichtung Weiterbildung

Raum 1.10
Stephanie Teichler
Koordination ZEW & Projekt Anerkennung und Anrechnung