Was kann der Digitale Workplace vom Wissensmanagement lernen?
Zum 8. KnowledgeCamp der GfWM kamen über 100 Teilnehmer am 14. und 15. September 2017 am neuen Campus der Fachhochschule Potsdam zusammen. Der Fachbereich Informationswissenschaften war Gastgeber und Prof. Peter Heisig, Professor für Informations- und Wissensmanagement, begrüßte die Teilnehmer aus Wirtschaftsunternehmen, der öffentlichen Verwaltung sowie der Forschung und Wissenschaft mit einer Reflektion der Erfahrungen aus dem Wissensmanagement der letzten 25 Jahre vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen und Initiativen zur Digitalen Transformation:
„Aus der Perspektive des Wissensmanagements stellt die fortschreitende Digitalisierung eine riesige Kodifizierung von singulären Handlungen und permanenten Veränderungen in der physischen und virtuellen Umwelt dar. Die Herausforderung liegt dabei, aus diesen riesigen Datenmengen sinnvolle Erkenntnisse, d.h. Informationen und Wissen zu ziehen und auf dessen Basis zu entscheiden und zu handeln. Dabei ist ein gewisses Vorwissen von besonderer Bedeutung, was eine Umkehr der klassischen Hierarchie von Daten-Informationen-Wissen nahelegt.
Die Überbetonung von Kodifizierung, wie z.B. sogenannten Wissensdatenbanken in den ersten Jahren des Wissensmanagements hatte zu überzogenen Erwartungen an das WM geführt und zugleich hohe Kosten verursacht. Der Digitale Workplace kann hier aus den Fehlschlägen des WM lernen, die Grenzen erkennen und damit das Risiko von Fehlinvestitionen vermindern. Zugleich stellt die Digitalisierung auch Chancen zur Wissensgenerierung aus den Daten dar, die allerdings noch am Anfang steht. Wichtig ist hier, dass zum Beispiel in der Anwendung von sogenannter ‚Predictive Analytics’ nicht Vorurteile in den Algorithmen repliziert werden, wie erste Beispiele aus den USA zeigen. Zur Kriminalitätsbekämpfung eingesetzte Programme zeigen, dass die Hautfarbe zu diskriminierenden Aussagen gegen Personen schwarzer Hautfarbe führte. Übrigens jetzt im Dokumentarfilm ‚Pre-Crime’ von Matthias Heeder und Monika Hielsche im Kino zu sehen.“
Insgesamt 46 Sessions wurden von den Teilnehmern angeboten und nachgefragt. Das Themenspektrum reichte von Fragen nach der „Professionalisierung im Wissensmanagement –Fragen nach Ausbildung?“, „Revision der ISO 9001:2015 – WM im Qualitätsmanagement“, „Erfahrungen mit MS365 in der verteilten, weltweiten Produktentwicklung eines Automobilzuliefers“, „Social Intranet für 300.000 Mitarbeiter“, „Wissenstransfer in der Berliner Verwaltung“, „Generierung von Wissen in der digitalen Welt“ sowie ein Erfahrungsaustausch zu „Wie geht’s Deinem Wiki?“.
Zum Abschluß des ersten Tages stand der GfWM Horizon Speech auf dem Programm. Prof. Eric Tsui von der Hong Kong Polytechnic University stellte unter dem Titel „Managing Knowledge in the Age of Digitalisation“ (Schauen Sie sich seinen Vortrag auf dem GfWM-Youtube-Kanal an) insbesondere die Chancen der Digitalisierung heraus und die Möglichkeiten von „cloud-based knowledge services“:
"Digitalisation offers not only storage, retrieval of data but also enables data to be, among others, compared, summarised, reasoned and presented. Successful cloud implementation of social and enterprise systems embed not only data, information and clusters of computing resources but also people and connections. Such data and connections, when properly mined in the cloud, shed light on the development of new business models. Twenty first century organisations have to increasingly position to orchestrate and delivery their business based on cloud-based knowledge services."
Mit der zweiten Keynote thematisierte Dr. Peter Geißler, Head of Digital Workplace bei der Communardo GmbH, unter dem Titel „Digital Workplace fängt im Kopf an“, die Bedeutung der humanen Faktoren für die erfolgreiche Digitalisierung in Organisationen, wie Führung, Kultur, und Teamwork.
Das Feedback der Teilnehmer am diesjährigen KnowledgeCamp war sehr positiv in Bezug auf den Erfahrungsaustausch, das networking sowie die perfekte Organisation und die Location in Potsdam. Die 12 Regionalgruppen in Deutschland und Österreich sowie die mittlerweile 12 Fachgruppen der GfWM ermöglichen die Fortsetzung des direkten Erfahrungsaustausches bzw. der verteilten Community-Arbeit zu wichtigen Fachthemen des Wissensmanagements. Das bewährte Format des KnowledgeCamps soll auch weiterentwickelt werden und der Weiterentwicklung des Feldes in Forschung und Praxis Rechnung zu tragen. Daher können interessierte des Wissensmanagements gespannt auf das KnowledgeCamp 2018 sein.
Potsdam, September 2017