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Suono – Begegnungsraum im Oderbruch

Bauaufnahme und Umnutzung der Durchfahrtscheune der "Wolffs Mühle" in Oderberg

Virtuelle Ansicht von der Nutzung des Scheunendachbodens für Yoga-Kurse
Projektzeitraum:
Typ:
Abschlussarbeit
Profillinie:
Gebauter Raum – Entwerfen, Bauen, Erhalten

Lage und Allgemeines

Diese Masterarbeit thematisiert die Scheune des Mühlenanwesens "Wolffs Mühle", das nach dem letzten Müller benannt ist.
Es handelt sich dabei um eine Durchfahrtsscheune, die als Fachwerkscheune erbaut wurde, nach einem Brand jedoch in großen Teilen massiv wieder aufgebaut wurde. Einzig die Hoffassade ist als Fachwerkwand mit Ziegelausfachungen erhalten.

Dabei setzt sich die Arbeit aus einer Bauaufnahme und einem Umnutzungsentwurf zusammen, der auf Grundlage der Bauaufnahme aufbaut. Es ist mir wichtig die Scheune im Kontext mit dem gesamten Anwesen zu betrachten, in dessen Geist jedes einzelne der zum Gehöft gehörenden Gebäude eingewoben ist Das Objekt befindet sich am Ortsrand von Oderberg, das im nordöstlichen Brandenburg liegt.

Heute ist das Anwesen in Privatbesitz und steht unter Denkmalschutz. Es ist ungenutzt und die Gebäude sind stark baufällig.

"Suono – Begegnungsraum im Oderbruch"

Man kann die Wolffs Mühle als einen Ort sehen, in dem einstmals ein Müller lebte, der seinem Handwerk nachging. Dann sieht man einen Ort, an dem Pferdefuhrwerke ein- u. ausfuhren, ihr Getreide abluden, welches dann in der Scheune gedroschen wurde. Das Stroh wurde gehäckselt, das Korn zur Mühle transportiert und später in Säcken wieder abgeholt.

Nun kann man die Wolffs Mühle aber auch als einen Ort sehen, an dem viele Menschen aufeinandertrafen. Die Bauern der Umgebung brachten ihr Korn und es war wohl nicht nur ein reges Arbeitsteilen, sondern auch ein Ort des Austauschs über das Leben, ein Ort der Begegnung von Mensch zu Mensch.
Wir leben in einer Zeit, in der gerade die Wirtschaftsgebäude historischer Höfe ihrem Zwecke beraubt sind und so zerfallen sie. Es ist notwendig geworden, andere, neue Nutzungen in diese Gebäude zu integrieren und trotzdem zu versuchen die Geschichten und das Gewachsensein dieser nicht zu zerstören. So ist ein zentrales Thema der Umnutzung die „Begegnung“. Sei es die Begegnung mit den historischen Gebäuden, verschiedener Menschen oder die Begegnung mit sich selbst in Stille und Ruhe.

Ein Raum der Einkehr, für Feste, zum Trauern oder für Seminare soll verschiedene Menschen einladen zu verweilen, anzukommen, kurz oder länger durchzuatmen oder zu lernen. Der Titel "Suono" kommt aus dem italienischen und bedeutet sowohl "Klang", als auch "ich klinge" und soll dieser Art des Begegnens und Entdeckens Ausdruck verleihen.

Der Umnutzungsentwurf

Ein wesentlicher Schwerpunkt der Maßnahmen ist es, so viel wie möglich mit der Reinheit der natürlichen und historischen Materialien zu arbeiten, die auch vor 100 Jahren schon genutzt wurden. Materialien, die dort gewachsen und entstanden sind, wo sie dann auch in vertrautem Umfeld sich einbringen und entfalten können.
Dies sind grundlegend vier Baustoffe: Naturstein, Lehm und Sand, gebrannte Ziegel und Holz.

Die gesamte Umplanung soll schlicht gehalten werden, sodass Raum zum „anfüllen“ entsteht, der nicht schon von Zierwerk voll ist. Auch sollen die ursprünglichen Nutzungseinheiten (Tenne, Bansen, Dreschkammer), die charakteristisch für diesen Scheunenbau sind erhalten werden. Die Tenne wird der Erschließung und dem Aufenthalt dienen. Die Bansen sollen zu Aufenthaltsräumen werden, in denen Veranstaltungen statt finden können. Über einem der Bansen und der Tenne wird ein Obergeschoss entstehen, der zweite Bansen bleibt bis in den Dachraum offen, wie es auch bisher der Fall ist. Die ehemalige Dreschkammer wird zu einer Teeküche umfunktioniert.

Da nur Teile der Scheune gedämmt und somit beheizbar ausgeführt werden, dienen andere Bereiche der Sommernutzung. Die Sanitäranlage liegt außerhalb der Scheune mit Zugang vom Hof und den rückwärtigen Flachen aus. So kann man diese perspektivisch auch von außen nutzen, wenn sich Veranstaltungen nicht nur auf den Scheunenraum begrenzen. Um mehr Licht in die Scheune zu bekommen soll das hofseitige Tor verglast werden. Der ungedämmte, für die Sommernutzung vorgesehene Bereich soll mit verschieblichen Elementen als halboffener Raum konzipiert werden, sodass eine Öffnung in den Tennen- u. Außenraum möglich wird. Die Böden sollen teilweise aus Holzdielen, teilweise aus Ziegelsteinen bestehen, zwei historische Bodenbeläge. Die Wände sind unterschiedlich ausgeführt. Innendämmungen verschiedener Art ermöglichen den Umgang mit Bestandwänden. Es gibt Wände, die mit Holzweichfaserplatten und Lehmputz versehen werden, andere sollen mit Mineralschaumdämmplatten und wieder andere mit Stopfhanf gedämmt werden.

Da die Scheune an verschiedenen Stellen stark verformt ist, muss eine statische Sanierung erfolgen, Teile der historischen Natursteinfundamente müssen ertüchtigt und verstärkt werden um die Mehrlasten aus der Umnutzung und den damit verbundenen Dämmmaßnahmen aufnehmen zu können. Für die statischen Eingriffe wurden in dieser Arbeit Ideen eingebracht, die jeodch von einem Tragwerksplaner berechnet und überprüft werden müssten.

Projektbeteiligte

Projektleitung

Professorin für Baukonstruktion
Studienfachberaterin Bauerhaltung und Bauen im Bestand (M. Eng.)

Projektleitung

Prof. Dr.-Ing. Christof Ziegert
Honorarprofessor der Fachhochschule Potsdam
 

 

Studierende

Karoline Marie Fechner
Absolventin im Masterstudiengang Bauerhaltung und Bauen im Bestand