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Forschungsprojekt „Aufarbeitung der gewaltförmigen Konstellation der 1950er Jahre im evangelischen Schülerheim Martinstift in Moers“ abgeschlossen

Schwarz-weiß-Fotografie des Gebäudes Martinstift
Das Martinstift in Moers (1958) © Archiv der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR)

Das Forschungsprojekt untersuchte die historische und zeitgenössische Aufarbeitung einer Gewaltkonstellation der 1950er Jahre im evangelischen Alumnat 'Martinstift' in Moers. Ausschlaggebend hierfür war die Initiative von Betroffenen der sexualisierten Gewalt und schweren körperlichen Misshandlung durch den ehemaligen Heimleiter Johannes Keubler. Am 30. März 2023 wird der Forschungsbericht vorgestellt.

Betroffene haben sich an die (Nachfolge-)Organisationen der evangelischen Kirche gewandt, mit der Bitte, den Fall institutionell aufzuarbeiten. Infolgedessen wurde ein Forschungsprojekt unter der Leitung von Prof. Dr. Friederike Lorenz-Sinai und Prof. Dr. Fabian Kessl (Bergische Universität Wuppertal) gefördert, das den Fall aus einer historischen und sozialwissenschaftlichen Perspektive beleuchtet hat.

Ein zentrales Ergebnis der Studie ist, dass das institutionelle De-Thematisieren des Gewaltfalles in den 1950er Jahren – trotz der juristischen Verurteilung des Täters – sowohl bei den Betroffenen als auch bei den (Nachfolge-)Organisationen zur Folge hatte, dass die Gewalt viele Jahre nicht thematisiert wurde. Die aktuellen Mitarbeiter*innen der (Nachfolge-)Organisationen wussten erst durch die Meldung der Betroffenen überhaupt von der Existenz des evangelischen Alumnats in Moers mit seiner gewaltvollen Vergangenheit. Die Studie verdeutlicht dadurch einmal mehr, wie wichtig die Pflege eines institutionellen Gedächtnisses ist, um konstruktiv und nachhaltig aus der Vergangenheit lernen und zukünftigen Gewaltkonstellationen entgegenzuwirken zu können.

Der Forschungsbericht wird am 30. März 2023 bei einer Medienveranstaltung im ehemaligen Gebäude des Martinstifts in Moers von den Forschenden vorgestellt und von Betroffenen der Gewaltkonstellationen kommentiert und eingeordnet. Eine Veröffentlichung des Forschungsberichts erfolgt unmittelbar vor der Veranstaltung auf dem Hochschulschriftenserver der Bergischen Universität Wuppertal.

Kontakt

Prof. Dr. phil. Friederike Lorenz-Sinai
Professur für Methoden der Sozialen Arbeit und Sozialarbeitsforschung
Vorstandsmitglied von OFEK e.V. – Beratungsstellen bei antisemitischer Gewalt und Diskriminierung
Mitglied der deutschen Gesellschaft für Soziale Arbeit (DGSA) und der deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft (DGfE)
Svenja Bluhm
Akademische Mitarbeiterin im Projekt P³Dual