Rückblick
Reisen bildet: BABEK-Studierende besuchen Kindergärten und die Universität in Amsterdam
Wie sehen Kindergärten in Amsterdam aus? Welche pädagogischen Konzepte werden dort verfolgt? Und wie kann es sein, dass die Kinder dort am Tag nach ihrem 4. Geburtstag schon in die Schule kommen? Mit diesen Fragen im Gepäck machte sich eine Gruppe von Student*innen des Bachelor-Studiengangs Bildung und Erziehung in der Kindheit (BABEK) mit ihren Dozent*innen im Mai 2025 auf die Reise nach Amsterdam. Seit 2024 kooperiert der Studiengang BABEK mit Pädagog*innen und Student*innen der Hochschule Amsterdam und nach einem Besuch der Niederländer*innen im Oktober 2024 stand nun der Gegenbesuch an.
Wenn einer eine Reise tut: Die Hinreise von Berlin HBF nach Amsterdam sollte laut Bahn der DB 5,5 Stunden dauern. Tatsächlich waren wir 11,5 Stunden unterwegs – aber es hat sich doch gelohnt, wie der Blick vom Volkshotel nahe der Universität von Amsterdam zeigt.
Der erste Besuch galt dem Kindergarten Day Care Mauritsgade – Kinderrijk, gelegen in einem großen Park und einem sehr schönen Gebäude. Hier finden 120 Kinder von 0 bis 4 Jahren Platz, neben den großzügigen Räumen und weitläufigen Spielplätzen im Freien fielen uns vor allem die Kinder auf, die ganz entspannt und neugierig auf uns zukamen und mit uns Kontakt aufnahmen. Damit die Kinder so entspannt sein können, sollten sie nach Aussagen der Pädagog*innen mindestens drei Tage in der Woche in die Kita kommen. Dies teilen sie auch Eltern mit, denn anders als in den bundesdeutschen Kitas buchen die Eltern in den Niederlanden die Kitabetreuung stundenweise und zahlen monatlich sehr wenig. Pädagogisch arbeitet dies Kita nach dem Konzept von Emmi Pikler und der Reggio Pädagogik, d. h. Entwicklungsbereiche wie Autonomie und Kreativität werden sehr gestärkt. Zudem müssen laut Gesetz immer mindestens zwei pädagogische Fachkräfte in einer Gruppe von 6 bis 8 Kindern sein.
Danach ging es in den Naturhort namens Natuurfontein, hier halten sich die Kinder nach der Schule nur zum Essen und Umziehen auf, ansonsten besteht der Hort überwiegend aus einem Raum mit ca. 8 Lastenfahrrädern für jeweils 10 Kinder, mit denen die Pädagog*innen dann täglich Ausflüge nach draußen machen – bei jedem Wetter. Inhaltlich verfolgen sie das Konzept des „riscfull play“, d. h. dem Umgang mit auch riskanten Aktivitäten seitens der Kinder – natürlich mit entsprechenden Schutzvorkehrungen.
Am Nachmittag hatten wir dann Zeit zur Erkundung der Stadt und einige besuchten die wunderbare Ausstellung von Anselm Kiefer im van Gogh Museum.
Unser letzter Besuch in Amsterdam galt der Universität, dort empfingen uns Odette Spee, Dozentin für Pädagogik an der Hochschule, und Prof. Dr. Ruben Fukkink, Professor für Child Care an der Universität Amsterdam – übrigens der einzige Professor für Child Care in den ganzen Niederlanden.
In Vorbereitung unseres Besuches hatten die Studierenden in der Werkstatt einige Fragen für Ruben Fukkink gesammelt, z. B. nach den Besonderheiten des niederländischen Bildungswesens im Vergleich zum bundesdeutschen oder nach dem Umgang mit Diversität, die ja auch in den Niederlanden eine gesellschaftliche Tatsache ist, aber politisch nicht gewollt wird.
Auf unsere Fragen ging Ruben Fukkink ausführlich ein und es entstand eine spannende Diskussion darüber, wie sich berufliche Identität gerade auch durch Studienreisen weiterentwickeln kann, indem z. B. das Staunen über andere pädagogische Praxen einen Austausch- und Reflexionsprozess in Gang setzt, der über eine reine Lektüre von Texten weit hinausgeht.
Im Oktober 2025 kommen wieder Studierende aus Amsterdam zu uns und danach fahren BABEK-Studierende wiederum nach Amsterdam, bis dahin: Auf Wiedersehen.
Ein Bericht von Robert Fischbach, akademischer Mitarbeiter im Studiengang Bildung und Erziehung in der Kindheit, und Annette Dreier, Professorin für Pädagogik und Bildung im Kindesalter.