Antrittsvorlesung von Dr. Agnes Blome und Prof. Kerstin Botsch
Anlässlich ihrer Berufung zu Professorinnen am Fachbereich Sozial- und Bildungswissenschaften halten Prof. Dr. Agnes Frauke Blome, Professorin für Politikwissenschaft, und Prof. Dr. Kerstin Botsch, Professorin für Soziologie in sozialen Berufen, am 17. November 2025 ihre Antrittsvorlesungen.
Die Veranstaltung wird auch hybrid angeboten.
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17.11.2025, 18:30 – 20:00 Uhr
Prof. Dr. Kerstin Botsch - Soziologie in sozialen Berufen – Individuelle Deutungsmuster und gesellschaftliche Transformation
Ausgangspunkt der Antrittsvorlesung sind die „Befunde der Gegenwartsgesellschaft“ (Reckwitz, 2024) sowie die Beobachtung, dass sich globale Herausforderungen wie Digitalisierung, soziale Ungleichheit, ökologische Krisen und der Verlust gemeinschaftlicher Bezüge auf den Alltag auswirken und dort individuelle Orientierungen und Handlungsweisen prägen. Mit der Soziologie sind eine fragende Haltung zur sozialen Welt sowie eine spezifische Perspektive verbunden, die am „soziologischen Auge“ (Everett Hughes) und der „soziologischen Phantasie“ (C. Wright Mills) veranschaulicht werden sollen. Mithilfe dieser beiden Perspektiven lassen sich Wechselwirkungen zwischen persönlicher Erfahrung und gesellschaftlicher Struktur sichtbar machen und die alltägliche Lebensführung kritisch reflektieren.
Anhand eines empirischen Forschungsprojekts zu Naturerfahrung und Biodiversität werden beispielhaft zwei Schwerpunkte der Professur angeschnitten: gesellschaftliche Transformation und gesprächshermeneutische- bzw. analytische Arbeit in der qualitativen Forschung. Exemplarisch wird am Tagebuchschreiben als Methode dargestellt, wie sich Veränderungen individueller Wahrnehmungs- und Deutungsmuster (Mikrotransformationen) nachvollziehen lassen. Die alltäglichen Reflexionspraktiken führen zu einem veränderten „Framing“ der sozialen Welt gemäß Goffman und eröffnen neue Perspektiven auf Umwelt, Natur und gesellschaftliche Verantwortung.
Die Verbindung von theoretischer Reflexion und empirischer Analyse zeigt, wie soziologische Perspektiven dazu beitragen können, gesellschaftliche Transformationsprozesse auf der Ebene individueller Bedeutungs- und Erfahrungsbildung zu verstehen.
17.11.2025, 18:30 – 20:00 Uhr
Prof. Dr. Agnes Blome - „Who Gets What – And Why? Responsivität, Repräsentation und die Sozialen Dienste“
Ausgehend von der klassischen Politik definierenden Frage „Who gets what, when, and how“ greift Agnes Blome in ihrem Vortrag die Frage nach dem „Warum“ auf. Die Ursachen der ungleichen Berücksichtigung von Interessen im Sozialstaat werden häufig in fehlender Repräsentation und mangelnder Responsivität gesehen. Gelingt es Demokratien in Zeiten steigender Ungleichheiten, wahrgenommener Polarisierung und Identitätspolitik nicht mehr, auf veränderte Bedarfe und Einstellungen mit politischen Maßnahmen zu reagieren?
Agnes Blome thematisiert in ihrem Vortrag anhand empirischer Forschungsergebnisse die Rolle von Repräsentation und Responsivität in Entwicklungen der Sozial- und Familienpolitik. Am Beispiel der Kinderbetreuung zeigt sie die Bedeutung der Konzepte für die Analyse der Sozialen Dienste und diskutiert Implikationen für die Sozialen Berufe.