Pressemitteilung
Ausstellung Virtual Couture: Mode 3D – digitalisiert, animiert und interpretiert

Im Rahmen einer Kooperation präsentieren das Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin, die AMD Akademie Mode und Design sowie die Fachhochschule Potsdam die Ausstellung „Virtual Couture – Mode 3D: digitalisiert, animiert und interpretiert“. Vom 20. Juni bis 14. September 2025 wird Modegeschichte auf neue Weise erlebbar.
Innovative Perspektiven auf historische Mode
Ausgangspunkt der Ausstellung ist das experimentelle Forschungsprojekt „Virtual Couture. 3D digitale Rekonstruktion und Animation“, gefördert durch digiS Berlin. Die zentrale Frage lautete: Wie lässt sich die sinnliche Erfahrung von Mode – Materialität, Bewegung, Klang – ins Digitale übertragen? Unter den Sammlungsobjekten sind ein Chemisenkleid des späten 18. Jahrhunderts, Entwürfe von Gabrielle Chanel und Jeanne Lanvin aus den 1920er-Jahren sowie ein Haute Couture-Kleid von Madame Grès aus den 1970er-Jahren. Auf Basis präziser Vermessungen und historischer Recherchen entstanden dreidimensionale Rekonstruktionen, die den Besucher*innen erlauben, die Dynamik und Materialwirkung der historischen Objekte virtuell nachzuvollziehen.
Gestalterischer Beitrag der Fachhochschule Potsdam
Die Studierenden des Fachbereichs Design der Fachhochschule Potsdam entwickelten das Gestaltungskonzept für die Ausstellung unter der Leitung von Prof. Hermann Weizenegger. Dazu gehören das räumliche Szenografie-Konzept, eine einheitliche Bildsprache sowie die textliche Vermittlung, die die digitalen Modelle und künstlerischen Arbeiten in ein stimmiges Narrativ einbettet. Ihr Beitrag trägt wesentlich dazu bei, die Verschmelzung von historischer Mode und zeitgenössischer Technologie visuell und inhaltlich erlebbar zu machen.
Stil-Lupe: Historische Kleidung en Detail
Ein weiterer Beitrag aus dem Fachbereich Design entstand im Rahmen des Kurses „Stil-Lupe: Historische Kleidung en Detail“ (Produktdesign SoSe 2024), geleitet von Prof. Hermann Weizenegger und Dr. Sabine de Günther. Die Studierenden setzten sich mit der Geschichte und musealen Präsentation historischer Kleidung auseinander, die oft durch konservatorische Anforderungen eingeschränkt ist. In enger Zusammenarbeit mit der Textilsammlung des Kunstgewerbemuseums Berlin wurden fünf Kleidermodelle vom späten 18. bis ins 20. Jahrhundert analysiert und in ihrem historischen Kontext betrachtet. Aufbauend auf dieser Recherche entwickelten die Studierenden experimentelle Designobjekte, die den historischen Exponaten zeitgenössische Perspektiven entgegensetzen. Diese Arbeiten eröffnen einen gestalterischen Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart und schaffen zugleich eine Verbindung zu weiteren Sammlungsbereichen des Museums.
Künstlerische Positionen und digitale Modevisionen
Neben den digitalen Rekonstruktionen werden künstlerische Projekte gezeigt, die auf ganz eigene Weise historische Mode neu interpretieren: Beispielsweise macht Oliver Lehmann in seinem Werk „Auf der Spur des floralen Designs“ die Stickerei eines Chemisenkleids aus der Sammlung mittels 3D-Druck haptisch erfahrbar und verleiht so einem ornamentalen Detail physische Präsenz. Lucie Behrens und Veronika Strasser bringen mit ihrer Animation „Une soirée Chanel“ die Atmosphäre eines Tanzabends im Paris der 1920er-Jahre zum Leben. Grundlage hierfür ist eine Serie von Risodrucken, deren Muster in animierten Sequenzen rhythmisch zur Musik tanzen. Als weiteres Beispiel ist das von Moran Marlina Dori gestaltete „The Queen’s Chess“, ein Schachspiel, bei dem textile und glastechnische Gestaltungsmittel die Charakteristika einer Modedesignerin materialisieren und erzählerisch aufladen.
Die Ausstellung ist das Ergebnis der intensiven Zusammenarbeit eines interdisziplinären Teams:
- Dr. Katrin Lindemann, Kuratorin für Mode, Textil und Schmuck am Kunstgewerbemuseum der Staatlichen Museen zu Berlin
- Dr. Sabine de Günther, Kunst- und Kleiderwissenschaftlerin am UCLAB der Fachhochschule Potsdam und am Kunstgewerbemuseum
- Dipl.-Des. Andrea Döring, Designerin für digitale Modevisualisierungen
„Virtual Couture“ zeigt eindrucksvoll, wie digitale Technologien dazu beitragen können, neue Formen des kulturellen Erlebens zu schaffen. Die enge Kooperation zwischen Hochschule, Museum und Kreativwirtschaft eröffnet neue Wege, Modegeschichte nicht nur zu bewahren, sondern sie auch aktiv weiterzudenken – sinnlich, experimentell und zukunftsgerichtet.
Wann: 20.06. bis 14.09.2025
Wo: Kunstgewerbemuseum (KGM)
Staatliche Museen zu Berlin
Kulturforum Berlin
Johanna-und-Eduard-Arnhold-Platz / Mathäikirchplatz
10785 Berlin