Interview
30 Jahre ZEW – Ein Interview mit Mustafa Turna über Weiterbildung gestern, heute und morgen
Die Zentrale Einrichtung Weiterbildung (ZEW) feierte in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bestehen. Zum Jahresende haben wir mit Mustafa Turna, Leiter der ZEW, über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Weiterbildung an der Fachhochschule Potsdam gesprochen.
Herr Turna, seit 3 Jahren leiten Sie die ZEW. Welche ersten Eindrücke hatten Sie, als Sie diese Position übernommen haben?
Mein erster Eindruck war, dass die ZEW über enormes Potenzial verfügt. Sie verbindet wissenschaftliche Qualität mit starker Praxisnähe – genau darin liegt ihre besondere Stärke. Schon damals wurde deutlich: Weiterbildung ist nicht nur ein Zusatzangebot, sondern eine zentrale Aufgabe unserer Hochschule. Die FHP hatte eine klare Vision: Menschen über das Studium hinaus zu begleiten und lebenslanges Lernen fest zu verankern.
Die ZEW kann auf drei Jahrzehnte Geschichte zurückblicken. Welche Entwicklungen und Meilensteine der Einrichtung sind Ihnen besonders aufgefallen?
Beeindruckend ist vor allem die kontinuierliche Entwicklung der ZEW und die Kontinuität in ihrer Arbeit. Einige Weiterbildungsprogramme bestehen seit über zwei Jahrzehnten – und das mit großem Erfolg. Besonders hervorheben möchte ich z.B. KITA-Management: Die Weiterbildung wird nicht nur seit langer Zeit stabil angeboten, sondern passt sich fortlaufend neuen Anforderungen und Entwicklungen an.
Diese Beständigkeit zeigt, dass die ZEW nicht nur Trends folgt, sondern nachhaltigen Mehrwert in der Weiterbildung schafft. Gleichzeitig spiegelt sie die Innovationskraft der Einrichtung und der FHP als Ganzes wider: Neue Themen werden aufgegriffen, Curricula weiterentwickelt und die ZEW bleibt so nah an den Bedürfnissen der Teilnehmenden und der Praxis. Die Hochschulzertifikate stehen dabei für Verlässlichkeit und Qualität.
Wie hat sich die Weiterbildung an der ZEW inhaltlich und methodisch gewandelt?
Die Weiterbildung an der ZEW hat sich in den letzten Jahren sowohl inhaltlich als auch methodisch stark weiterentwickelt. Heute kombinieren wir Präsenz- und Online-Formate, vergeben ECTS-Punkte und bieten Micro Credentials, Micro Degrees sowie reine E-Learning-Kurse an. So entstehen flexible, individuell gestaltbare Lernwege, die sich optimal in den Alltag unserer Teilnehmenden integrieren lassen.
Spannend ist, dass unsere Angebote als integrierte Bildungsangebote konzipiert sind: Viele Kurse bauen aufeinander auf, sodass Weiterbildung bei uns nicht punktuell, sondern als kontinuierlicher Lernprozess erlebt wird.
Lebenslanges Lernen ist heute ein zentrales Thema. Wie unterstützt die ZEW die Lernenden dabei?
Wir verstehen uns als Bildungsbegleiterin über alle Lebens- und Karrierephasen hinweg. Unsere Programme sind praxisnah, flexibel und direkt im Berufsalltag nutzbar. Neun von zehn Teilnehmenden berichten, dass sie das Gelernte bereits vor Kursende erfolgreich einsetzen können. Das gelingt, weil unsere Kurse den neuesten Forschungsstand konsequent mit anwendungsorientierten Methoden verbinden und so Kompetenzen vermitteln, die unmittelbar im Beruf Wirkung entfalten.
Die ZEW bietet ein breites Spektrum an Kursen und Programmen. Welche Angebote sind besonders beliebt und worauf legen Sie bei der Gestaltung der Kurse Wert?
Besonders gefragt sind Programme in Sozialpädagogik, Aufstellungsarbeit, Antidiskriminierung, Archiv- und Kulturmanagement sowie in Management- und Coachingthemen. Bei der Gestaltung achten wir auf eine ausgewogene Mischung aus wissenschaftlicher Fundierung und Praxisnähe. Kleine Gruppen, Austausch auf Augenhöhe, Vernetzungsmöglichkeiten und Lernformate, die auf die Bedürfnisse von Berufstätigen Rücksicht nehmen, sind uns ebenso wichtig wie innovative, flexible Lernkonzepte.
2024 war das erfolgreichste Jahr in der Geschichte der ZEW – ein Erfolg, der zeigt, warum wir als Top-Hochschule für Weiterbildung gelten. Viele Angebote waren so stark nachgefragt, dass Wartelisten entstanden. Wir haben erfolgreiche Formate zu Produktfamilien ausgebaut und Kooperationen erweitert. Diesen Weg wollen wir konsequent weitergehen.
Die Digitalisierung verändert die Art des Lernens grundlegend. Wie geht die ZEW mit dieser Entwicklung um?
Wir haben diese Dynamiken früh als Chance erkannt. Heute entwickeln wir Blended-Learning Kurse und Web-Based Trainings, die digitale und persönliche Lernformen sinnvoll kombinieren. So bleiben wir flexibel, ermöglichen orts- und zeitunabhängiges Lernen und sichern zugleich die Qualität des Austauschs.
Darüber hinaus setzen wir auf digitale Infrastruktur und Serviceangebote, etwa bei der Kursorganisation, den Anmeldeprozessen oder in der Evaluation, um unsere Angebote kontinuierlich zu optimieren und die Teilnehmenden bestmöglich zu unterstützen.
Blicken wir nach vorne. Welche Ziele und Visionen hat die ZEW für die kommenden Jahre?
Weiterbildung gewinnt zunehmend an Bedeutung. In einer Arbeitswelt, die von demografischen Veränderungen, Umbrüchen in Berufsbildern und fortschreitender Digitalisierung geprägt ist, wird lebenslanges Lernen unverzichtbar. Unser Ziel ist es, Lernen und Arbeiten noch stärker zu verknüpfen und kontinuierliche Weiterbildung als Brücke zwischen Studium und beruflicher Praxis zu gestalten.
Dabei liegt unser Fokus auf Transferorientierung, praxisnaher Wissens- und Kompetenzvermittlung sowie der Förderung kontinuierlicher Lernprozesse. Unsere Angebote wollen wir sowohl in der Tiefe – durch klar strukturierte Themenwelten – als auch in der Breite – durch neue Inhalte – konsequent ausbauen. Besonders wichtig sind modulare Baukastensysteme, die eine Verbindung zu unseren Studienangeboten ermöglichen. So schaffen wir Synergien zwischen Studium und Weiterbildung.
Kooperationen mit anderen Institutionen sind ein wichtiger Bestandteil der Arbeit. Welche Rolle spielen Partnerschaften mit Unternehmen, Hochschulen und anderen Bildungseinrichtungen?
Kooperationen sind ein zentrales Element unserer Strategie. Wir haben ein Partnerökosystem mit Hochschulen, Organisationen und Verbänden. Diese Netzwerke ermöglichen es uns, praxisnahe und innovative Programme zu entwickeln und die Reichweite unserer Angebote zu erhöhen.
Zum Abschluss: Was motiviert Sie persönlich in Ihrer Arbeit bei der ZEW und welche Erfahrungen sind Ihnen besonders wichtig?
Mich motiviert am meisten zu sehen, wie Weiterbildung unmittelbare Wirkung entfaltet: wenn Teilnehmende Neues direkt anwenden, Karrieren voranbringen oder Organisationen verändern. Ein zentrales Anliegen ist mir die Zusammenarbeit mit unserem engagierten Team, den Dozierenden und unseren Partner*innen. Gemeinsam gelingt es uns, die ZEW als Impulsgeberin für lebenslanges Lernen in der Region und weit darüber hinaus zu positionieren.
Zur Person:
Seit 2022 leitet Mustafa Turna die Zentrale Einrichtung Weiterbildung (ZEW) an der Fachhochschule Potsdam. Zuvor war er Leiter der DIN-Akademie sowie als Direktor bei einem internationalen Konferenzveranstalter tätig. Seine berufliche Laufbahn im Konferenz- und Wissenschaftsmanagement begann unmittelbar nach dem Studium mit der Internationalen Süßwasserkonferenz in Bonn. An der Großveranstaltung nahmen über 2.500 Teilnehmende aus rund 135 Staaten teil, darunter Regierungsvertrete*rinnen, NGOs und internationale Expert*innen. Mustafa Turna war dort an der inhaltlichen Programmgestaltung maßgeblich beteiligt.
Die Fragen stellte Steffi Brune, Presse und Wissenschaftskommunikation