Das ehemalige Lokal Schellhase in Berlin-Steglitz – Bauaufnahme, Nutzungsmöglichkeiten und Sanierungskonzept
Diese Arbeit erörtert, ob und wie der Erhalt des leerstehenden Gebäudes (spätere Jugenddiskothek Pop Inn) sinnvoll ist und welche Kriterien zur Beurteilung herangezogen werden, mit geeignetem Nutzungs-, Gestaltungs-, Planungs- und Sanierungskonzept.
Objekt
Das 1891 erbaute Wohn- und Gewerbegebäude Ahornstraße 15a – kurz Ahorn15a – befindet sich in Berlin-Steglitz, in einer Seitenstraße der Schloßstraße. In den ersten Jahrzehnten seines Bestehens wurde es als Gaststätte „Lokal Schellhase“ geführt, die Wirtsfamilie wohnte im Geschoss über dem Gastraum, einem zweigeschossigen Saal, der auch für Tanzveranstaltungen genutzt wurde. In den 1930er bis 1950er Jahren diente die Ahorn15a verschiedenen Zwecken und wurde immer wieder umgebaut, bevor sie ab 1967 als Jugenddiskothek „Pop Inn“ berlinweite Bekanntheit erlangte. Nach jahrzehntelangem Betrieb wurde das Pop Inn 2010 geschlossen, seit 2015 steht das Gebäude leer. Die Ahorn15a befindet sich im Besitz des Landes Berlin und wird derzeit von der GSE – Gesellschaft für Stadtentwicklung verwaltet.
Herangehensweise und Ergebnisse
Die Erarbeitung der Aufgabenstellung fußt auf einer umfassenden Bestandsanalyse, die sich schwerpunktmäßig auf den Zustand der Bestandssubstanz und die Historie des Gebäudes konzentriert. Hierfür wurde zunächst die Bau- und Nutzungsgeschichte der Ahorn15a mithilfe verschiedener Quellen aufgearbeitet. Anschließend erfolgte eine Bauaufnahme inklusive Schadensaufnahme des Gebäudes. Auf dieses Basis wurden Bestandspläne, ein exemplarisches Raumbuch und eine exemplarische Schadenskartierung erstellt, die eine Bewertung der Bestandssubstanz erlauben. Außerdem wurden die planungsrechtlichen Rahmenbedingungen in Bezug auf Baumaßnahmen bzw. die erneute Nutzungsaufnahme der Ahorn15a erarbeitet, die eine wichtige Grundlage für die Erarbeitung des Entwurfs darstellten.
Die Bestandsanalyse ergab, dass sich die Ahorn15a konstruktiv, abgesehen von kleineren Schäden, trotz des langjährigen Leerstands in gutem Zustand befindet und ein Erhalt des Gebäudes in mehrerlei Hinsicht sinnvoller als ein Abriss und Neubau ist. Darüber hinaus ist die kulturhistorische Bedeutung der Ahorn15a hervorzuheben, da das Gebäude durch seine wechselvolle Bau- und Nutzungsgeschichte ein unterschätztes bauliches Zeugnis der Geschichte von Steglitz und Berlin darstellt.
Für die Entwicklung des Nutzungs- und Gestaltungskonzeptes wurden neben den Erkenntnissen aus der Bestandsanalyse auch externe Quellen wie in der Vergangenheit durchgeführte Machbarkeitsstudien herangezogen und Gespräche mit Akteuren geführt, die ein Interesse an der Wiederaufnahme der Nutzung der Ahorn15a besitzen. Zur Bewertung des wirtschaftlichen Aufwands der projektierten Baumaßnahme wurde abschließend eine Kostenschätzung nach DIN-276 durchgeführt.
Entwurf
Der Entwurf sieht eine zweigeteilte Nutzung der Ahorn15a vor, zum Einen als Jugendkulturstätte im zweigeschossigen Saal und im Untergeschoss und zum Anderen als Einrichtung für betreutes Jugendwohnen in den Obergeschossen. Hierfür werden, neben einer Neuorganisation des inneren Raumaufbaus, das Dachgeschoss ausgebaut und zwei nachträglich angebaute Gebäudeteile abgebrochen, wodurch die bauzeitliche Kubatur des Gebäudes wiederhergestellt wird. Städtebaulich zielt der Entwurf darauf ab, die in sich gekehrte Gestalt der Ahorn15a umzukehren und das Gebäude in den Straßenraum hinein zu öffnen. Erreicht wird dies vor Allem durch eine Vergrößerung der Fensterfläche und durch die Stärkung der Beziehung zwischen Innen- und Außenräumen.
Ausblick
Durch die Arbeit konnte gezeigt werden, dass ein Erhalt des Bestandsgebäudes lohnenswert und gegenüber einem Abriss und Neubau die sinnvollere Alternative ist. Diese zentrale Erkenntnis kann, ebenso wie die Ergebnisse aus der Bestandsanalyse, als Ausgangspunkt weiterer Entwurfsvorschläge dienen. Es ist wünschenswert, dass die Ahorn15a in naher Zukunft wieder genutzt wird, auch um das Gebäude vor weiterem Verfall zu bewahren.
Projektbeteiligte
1. Gutachterin
2. Gutachter
Dipl.-Ing. Philipp Strohm
Masterabsolvent
Dominik Hoffmann