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Auslandssemester an der University of the Arts Poznan – Bachelor Kommunikationsdesign

Im Folgenden berichtet eine Studentin des Studiengangs Kommunikationsdesign (B.A.) von ihrem Auslandssemester an der Partnerhochschule University of the Arts Poznan im Wintersemester 2022/23.

Format:
Studium
Einrichtung:
University of the Arts Poznan
Zeitraum:
-
Fachbereich:
Fachbereich Design

Erfahrungsbericht

Die Entscheidung

Die Möglichkeit, im Studium einmal für längere Zeit im Ausland zu leben und neue interkulturelle Erfahrungen zu sammeln, wurde mir von vielen Seiten empfohlen und war schon zu Schulzeiten ein Ziel von mir. Die Pandemie hat meine Pläne zuerst etwas gekreuzt und zwischenzeitlich habe ich daran gezweifelt, ob ich das Auslandssemester überhaupt noch machen würde. Nun bin ich aber sehr froh, dass ich mich noch dazu aufgerafft habe! Ursprünglich wollte ich gerne ein Auslandssemester in Skandinavien machen und habe mich für Dänemark entschieden, bin aber schlussendlich in Polen gelandet, worüber ich rückblickend sehr froh bin. Gerade in Bezug auf die Universität und das Studienangebot hat Polen deutlich besser zu meinem Studienprofil und meinen Interessen gepasst und mir die Möglichkeit gegeben, mich diesen Bereichen nochmal aus einer anderen Perspektive zu nähern.

Die Vorbereitungen

Der Bewerbungsprozess lief eigentlich recht gut, allerdings hatte ich leider das Pech, dass es ein Missverständnis mit meiner Erstwahl-Uni in Sønderborg/Dänemark gab und es meinen Studiengang dort nicht mehr gab. So musste ich, nach Ablauf der Fristen noch schnell umplanen und mich bei meiner Zweitwahl, Posen, bewerben. Das war zu diesem Zeitpunkt sehr frustrierend und aufwühlend. Rückblickend bin ich aber sehr froh, in Posen gelandet zu sein. Durch die verspätete Bewerbung habe ich die Zusage leider auch erst sehr spät erhalten, was die Planung etwas erschwert hat.

Ich habe während meines Auslandssemesters mit einer Sprachkurs-App etwas Polnisch gelernt, allerdings nur ein paar Basics.

Durch die geringe Entfernung zwischen Berlin und Posen und die regelmäßigen und günstigen Fernbus- und Zugverbindungen war die Anreise sehr unkompliziert. Außerdem hat mir das ermöglicht, immer mal nach Hause fahren zu können oder Besuch zu bekommen, was mir sehr gut gefallen hat.

Die Unterkunft

Da ein Mehrbettzimmer im Wohnheim keine Option für mich war, habe ich während meines Auslandsaufenthaltes in einer Zweier-WG gewohnt. Ein Zimmer zu finden war allerdings eine deutlich größere Herausforderung als ich erwartet hatte, da wegen vieler geflüchteter Ukrainer*innen die Nachfrage stark erhöht war. Ich habe über die polnische Plattform OLX und über Facebook gesucht und war schon ziemlich frustriert, da ich wenig Antworten und viele Absagen erhielt. Über Facebook habe ich aber schlussendlich ein Zimmer gefunden, das zwar eher mangelhaft ausgestattet war, mit dem ich aber schlussendlich sehr zufrieden war.

Das Studium an der Hochschule

Die UAP ist eine sehr schöne Universität mit vielen Ateliers, Werkstätten und viel Potential. Dennoch überwiegen leider meine Kritikpunkte, die ich dennoch gerne teilen möchte.

Zu Beginn des Semesters gab es eine Einführungsveranstaltung, bei der allerdings vieles unerwähnt blieb, was vor allem für die sehr chaotische Kurswahl sehr wichtig gewesen wäre. So habe ich mich gemeinsam mit anderen Erasmus-Studierenden zwei Wochen durch viele unvollständige Kurspläne und E-Mails mit Professor*innen geschlagen, während das Semester für die polnischen Studierenden schon voll im Gange war. Unterstützung von Studierenden vor Ort als "Buddies" o.Ä. gab es leider nicht.

Was mir vor Ort sehr gefehlt hat, waren Orte, an denen sich Studierende versammeln, aufhalten, gemeinsam arbeiten oder Zeit verbringen können. Infolge der Pandemie wurden vermutlich einige solcher Orte geschlossen, so gab es z.B. keine Mensa/Cafeteria o.Ä. und außer ein paar Stühlen und Sofas im Foyer und auf den Gängen keine Möglichkeit, um vor Ort zu arbeiten. Auch die Räume/Studios waren nur während der Kurszeiten zugänglich. Ein weiteres Überbleibsel aus der Pandemie war der konsultationsbasierte Unterricht, der sich in den meisten Kursen durch das gesamte Semester gezogen hat. So habe ich in manchen Kursen nicht einmal Kontakt zu anderen Studierenden gehabt und auch keine anderen Arbeiten als meine eigenen gesehen, was ich wahnsinnig schade finde und wodurch so viel Potential verloren geht, voneinander zu lernen und sich auszutauschen. Ein Austausch war aber auch deswegen kaum möglich, da entgegen der Erwartung, dass im sogenannten "english taught program" jegliche Kommunikation auf Englisch stattfindet, überwiegend polnisch gesprochen wurde, wodurch ich mich oft ausgegrenzt gefühlt habe und ein Zusammenkommen mit anderen Studierenden zusätzlich erschwert wurde. Mit meinen Projekten, die in diesem Semester dort entstanden sind, bin ich sehr zufrieden und dankbar für neuen Input, wobei dieser teilweise auch sehr gering ausfiel und auch das Feedback oftmals eher oberflächlich blieb. Das lag aber vermutlich teilweise auch an den mangelhaften Englischkenntnissen der Professor*innen.

Alltag und Freizeit

Da Polen trotz Inflation ein sehr günstiges Land ist, konnte ich viele Freizeitangebote nutzen und habe die Zeit dort sehr genossen. Posen hat viele schöne Cafés, Restaurants und Bars. So habe ich oft in Cafés gearbeitet und mich mit anderen Erasmus-Studierenden in Bars oder Clubs getroffen. Außerdem habe ich mich zusammen mit einer Freundin im Fitnessstudio "Calypso" angemeldet und bin regelmäßig dort gewesen. Fußläufig zu meiner WG war der Park im Św. Jana Pawła II, in dem ich sehr oft spazieren war.

Fazit und Tipps

Auch, wenn ich in Bezug auf die Universität viele Kritikpunkte genannt habe, hat mir der Auslandsaufenthalt sehr gut gefallen und ich bin sehr froh, mich dafür entschieden zu haben und würde es jeder*jedem empfehlen. Posen ist eine unglaublich schöne Stadt, die viele Möglichkeiten bietet. Die Menschen, die ich getroffen und kennengelernt habe, sind mir sehr ans Herz gewachsen und es sind Freundschaften entstanden, die definitiv über den Auslandsaufenthalt hinaus bestehen werden. Auch die interkulturelle Erfahrung, einmal in einem anderen Land zu leben und auf einer anderen Sprache zu kommunizieren, hat mein Leben sehr bereichert. Trotz meiner vielen Kritikpunkte an der Uni würde ich dennoch nicht von einem Auslandssemester dort abraten. Als eher zurückhaltende Person habe ich mich schwer getan, Unsicherheiten oder Ärger zu kommunizieren. Ich bin mir aber sicher, dass man mit mehr offener Kommunikation, direkterem Nachfragen und mutigem Austausch mit anderen Studierenden und auch Professor*innen oder Ansprechpersonen noch besser zurechtkommen würde. Außerdem ist auch die Kurswahl sehr entscheidend und auch dabei kann man sich schon um einen möglichst vielseitigen Kursplan bemühen und z.B. mehr Klassen statt Studios besuchen als ich, um mehr in den Austausch mit anderen Studierenden zu kommen. Außerdem bietet die UAP die Möglichkeit, in viele andere Kunst- und Designstudiengänge hineinzuschnuppern, was ich auch sehr empfehlen würde.