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Auslandssemester an der Elisava Barcelona School of Design and Engineering – Bachelor Kommunikationsdesign

Im Folgenden berichtet ein Student des Studiengangs Kommunikationsdesign (B. A.) von seinem Auslandssemester an der Partnerhochschule Elisava Barcelona School of Design and Engineering im Wintersemester 2022/23.

Format:
Studium
Einrichtung:
Elisava Barcelona School of Design and Engineering
Zeitraum:
-
Fachbereich:
Fachbereich Design

Erfahrungsbericht

Die Entscheidung

Mein Studium hatte ich im Wintersemester 2020 begonnen, daher war der größte Teil davon nur online. Ich verbrachte viel Zeit nur in meinem Zimmer, vor meinem Computer und nahm an Zoom-Meetings teil. Gerade der soziale Aspekt des Studiums kam für mich daher zu kurz. Als ich dann in der Cafeteria mit einer Kommilitonin sprach, kam das Thema Auslandssemester zu Wort und sie sprach an, dass das nächste Semester ideal für eben dieses wäre. Ich stimmte ihr zu und erinnerte mich daran, dass ich das ja auch vorhatte. Prompt sammelte ich also meine Arbeiten und erstellte meine Bewerbung. Zwei Stunden vor der Deadline hatte ich alles zusammen und reichte sie ein. Für mein Erasmus-Semester habe ich mich für Barcelona entschieden.

Die Vorbereitungen

Da ich Spanisch in der Schule hatte, besaß ich bereits etwas Spanisch-Kenntnisse und auch ein Zertifikat über mein Sprachlevel. Meine Priorität war es, einen Ort zu wählen, der möglichst anders aussieht als Deutschland. Dafür habe ich mir viele Videos zu den verschiedensten Städten angeguckt und Barcelona stach für mich mitunter heraus. Als ich mir dann noch die Website der Elisava angeschaut habe, war es schon eine entschiedene Sache. Zwar war mein Erstwunsch die Stadt Edinburgh in Schottland, doch würde ich die sechs Monate in Barcelona gegen nichts im Leben eintauschen. 

Es war das erste Mal, dass ich komplett auf mich allein gestellt war, da ich zuvor nur bei meinen Eltern gewohnt hatte und nicht einmal ohne sie auf Reisen gegangen bin. Das Nächste daran war vielleicht eine 4-tägige Fahrradtour mit meinen Freunden durch die Uckermark oder eine Klassenfahrt nach England in der 9. Klasse. Daher war ich ziemlich aufgeregt und wusste nicht, was auf mich zukommen würde. 

Es war das erste Mal in Spanien für mich und ich war am Anfang ziemlich verwirrt. Da ich Ende September dort landete und sich in Deutschland schon der Herbst breitmachte, war ich das plötzliche Sommerwetter in Barcelona nicht gewohnt. Dort angekommen wohnte ich die ersten fünf Tage in einem Hostel, wo ich mit finnischen Boxern in einem Zimmer schlief. Danach war mein WG-Zimmer fertig und ich konnte dort einziehen. Während dieser Zeit habe ich auch mein Kolloquium führen müssen. Es war alles sehr chaotisch und lief nicht gut. Mein Feedback aus dem Kolloquium war, dass ich herausfinden soll, auf welches gestalterische Themengebiet ich mich nun spezialisieren wollte, wofür ich diese Zeit in Barcelona nutzen sollte und würde. 

Als Vorbereitung für meinen Austausch belegte ich einen Workshop, der mir mitunter zeigte, dass man besonders auf sein eigenes Verhalten schauen sollte, um mit Kulturschock und Stress klarzukommen. So fing ich an, immer ab und zu in mich hineinzuhorchen. Dies tat ich vorher nie und war daher ungewohnt für mich. Doch es wurde zu einer Angewohnheit, die sich als sehr nützlich für mich erwies und ich in Zukunft beibehalten werde. Einfach mal kurz anhalten, schauen wie man sich fühlt und das eigene Verhalten im großen Ganzen betrachten.

Das Studium an der Hochschule

Die Uni dort war die Elisava School of Design and Engineering. Eine private Uni, an der jeder 10.000 Euro für das Studium zahlen muss. Dieser Betrag galt für vier Jahre Studium. Wenn man einen Kurs wiederholen muss, sind das auch wieder 1.000 Euro. Studierende dort berichteten mir, dass es nicht wirklich öffentliche Designstudiengänge gäbe und dies also ihre einzige Wahl war. Als Alternative gäbe es wohl nur ein Kunststudium. Glücklicherweise muss man das als Erasmus-Student nicht tun und nur den gewöhnlichen Semesterbeitrag zahlen. Zur Uni kam ich mit der Metro, es waren nur ein paar Stationen und dann ein 15-minütiger Gehweg durch das wirklich schöne gotische Viertel. Die Uni liegt direkt an La Rambla, einer berühmten Straße, die normalerweise voller Touristen ist.

Der Lehrplan unterschied sich stark von dem an der FH. Es ähnelte einer Schule, wo man jeden Tag erscheinen sollte und einfach das bekam, was es gab. Statt riesiger Vorlesungsverzeichnisse konnte man sich immer zwischen zwei Pfaden entscheiden. Die Kursgröße und Atmosphäre waren aber sehr ähnlich zu dem, was ich gewohnt war. Es wurde sehr verständnisvoll auf die Erasmusstudierenden geachtet und ich fühlte mich trotz schlechter Spanischkenntnisse gut behandelt. Die Sprachbarriere war auch immer nur anfangs ein Problem. Wenn es später um das Gestalten ging, konnte man einfach Englisch mit dem Professor reden und sein Feedback abholen. Auch waren die anderen Studierenden alle sehr aufgeschlossen und hilfsbereit. Die täglichen Kurse hatten aber auch den Vorteil, dass man immer mit denselben Menschen im Kurs saß und es mir dadurch sehr einfach fiel, mit ein paar Leuten Kontakt zu knüpfen. Da Elisava in Trimestern angelegt ist, statt die für uns üblichen Semestern, hatte man denselben Arbeitsaufwand in nur halber Zeit. Dies führte zu furchtbar viel Stress, vor allem am Ende der Trimester, doch brachten sie mir schnelles und effizientes Arbeiten bei. Leider war nicht alles in diesem Lehrplan wirklich nötig und ich hatte das Gefühl, dass manches nur gelehrt wurde, damit man jeden Tag Material hat. 

Die Unterkunft

Zusammen mit sechs weiteren internationalen Studierenden wohnte ich in einer WG. Viele waren sehr schockiert davon, als ich ihnen davon berichtete, jedoch war ich sehr zufrieden dort. Sie kamen aus anderen europäischen Ländern oder aus Südamerika. Durch das gemeinsame Leben merkte man oft, dass Dinge, die man für selbstverständlich hielt, komplett anders in anderen Kulturen sind. Es war eine gute Atmosphäre dort. Wir freundeten uns alle gut an und unternahmen viel zusammen. So hatte ich also einen Einblick in den internationalen Lebensstil, vor dem ich in einem Workshop gewarnt wurde. Zwar ist es eine sehr schöne Erfahrung, doch lernt man wenig von der Kultur und den Leuten dieses Landes kennen. Glücklicherweise fand ich aber auch Freunde an der Uni, welche alles katalanische Einheimische waren, wodurch ich ein gutes Bild auf ihre Kultur bekam. Sie zeigten mir ihr Essen, brachten mir ein paar Worte bei, erzählten von ihren Familien und zeigten mir, wie man in der Stadt zurechtkommt. 

Alltag und Freizeit

Barcelona als Stadt ist wunderschön, der große Anteil alter Architektur und der hohe Einfluss des Jugendstils machen die Stadt visuell wirklich ansprechend. Ein starker Kontrast zu Berlin. Sein einziger Makel ist meiner Meinung nach die Kriminalität. Man muss wirklich auf seine Sachen aufpassen. Die Taschendiebe wissen, was sie tun und so wurde auch mir mein Portemonnaie geklaut. Auch der Großteil meiner Mitbewohner wurde beklaut, doch abgesehen davon habe ich mich wirklich in die Stadt verliebt. 

Fazit und Tipps

Meine Freunde, die ich dort gefunden habe, werde ich sicherlich nicht zum letzten Mal sehen. Als Person und auch als Grafiker habe ich sehr viel gelernt und konnte mich stark weiterentwickeln. Ich hörte immer Berichte von Erasmus und wie großartig es doch ist. Zwar war ich anfangs skeptisch, doch kann ich mich dem nur anschließen. Es ist bestimmt auch Glückssache, wie man diese Zeit im Ausland erlebt, doch kann ich es jedem nur empfehlen und kann stolz behaupten, dass diese sechs Monate in Barcelona die schönste Zeit war, die ich jemals hatte.