Antrittsvorlesung von Prof. Dr. Susanne Hommel
Anlässlich ihrer Berufung zur Professorin für Beratung und Intervention in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen und Familien am Fachbereich Sozial- und Bildungswissenschaften hält Prof. Susanne Dorothea Hommel, am 01. Dezember 2025 ihre Antrittsvorlesung mit dem Titel "Die Welt der "Frühen Beziehung und die Frühe Beziehung in einer Welt existenzieller Bedrohungen".
"There is no such Thing as a Baby" D.W. Winnicott, 1960
Der britische Kinderarzt und Psychoanalytiker Donald W. Winnicott schrieb 1960: "There's no such thing as a baby. There is a baby and someone." Und ergänzte: "Meaning of course that whenever one finds an infant one finds maternal care and without maternal care there would be no infant."
Die Antrittsvorlesung von Prof. Susanne Hommel gibt einen kurzen Überblick über das psychoanalytische Verständnis der frühen Beziehung und verdeutlicht anhand von zentralen Ergebnissen der Säuglings- und Bindungsforschung, dass Beziehung nicht sentimental, sondern psycho-biologisch existenziell notwendig ist.
Die frühe Beziehung zwischen Baby und seinen Eltern reguliert das sich entwickelnde Nervensystem des Kindes, beeinflusst die Hirnentwicklung, ist die Basis für die Entwicklung des Selbst, und stellt die Verankerung von Identität und Resilienz dar. Bezogenheit schützt uns vor Isolation, Verlorenheit und Verlassenheit, Manipulation und dem Verlust unserer Denkfähigkeit.
Was sind die Auswirkungen der gegenwärtigen existenziellen Bedrohungen durch Pandemie, Populismus, Klimakatastrophe und Krieg auf die Frühe Entwicklung und Beziehung von Babys, Kleinkindern und ihren Eltern? Und was können wir in unserer pädagogischen, psychologischen und psychotherapeutischen Profession tun, um Bezogenheit und Zugehörigkeit als Basis für Entwicklung, Spielen, Lieben, Lernen, unser soziales Miteinander und unsere gesellschaftspolitische Stabilität zu sichern?
Zur Person
Prof. Dipl. Psych. Susanne Hommel, PhD. begann ihre Arbeit mit Babys, Kindern und Familien 1995 als Physiotherapeutin im Zentrum für Kindesentwicklung in Hamburg und schloss 2005 ihr Diplom in Psychologie mit dem Schwerpunkten Entwicklungspsychologie, Pädagogische sowie Klinische Psychologie an der Universität Hamburg ab.
Sie war von 2005 - 2008 wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung für Kinder- und Jugendlichenpsychosomatik, -psychiatrie und -psychotherapie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Altonaer Kinderkrankenhaus in Hamburg und begann 2006 ihre Weiterbildung zur tiefenpsychologisch fundierten Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin.
Ihre Forschung über frühkindliche Regulationsstörungen, peripartale psychische Störungen und die Frühe Beziehung führten zu Forschungsaufenthalten in München an der Schreibaby-Ambulanz des Kinderzentrums München, Washington DC am Children’s National Medical Centre und London am Great Ormond Street Hospital (GOSH), der Tavistock Clinic und dem Anna Freud Centre (AFC).
Ihre Weiterbildung in "Psychoanalytic Parent-Infant Psychotherapy" am AFC führte ab 2009 zur Promotion am University College London, UCL in Kooperation mit dem "Parent-Infant Project" am AFC. Die erfolgreiche Einwerbung von Forschungsgeldern sowie ihre Mitgliedschaft im "Research Program" der "International Psychoanalytic Association, (IPA)" waren der Start für Kooperationen mit dem "Yale Child Study Centre", La Sapienza in Rom, "Center for Early Intervention and Family Studies (CIF)" in Copenhagen and dem "Department of Social Policy and Intervention" in Oxford, die sie in ihre Forschungstätigkeit an der Fachhochschule Potsdam einbringt.
Zurück aus London baute sie seit 2018 in Kooperation mit der "wellcome gGmbH‘" für die Gesundheitsbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg die "SchreibabySprechstunde Hamburg" auf und gründete das "ElternHaus" als Dach für die von der Bundesstiftung Frühe Hilfen finanzierte Qualifizierung zur Fachkraft Frühe Hilfen, für Forschung und Supervision.
Susanne Hommel ist als Analytische Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin in eigener Praxis in Hamburg niedergelassen und ist Dozentin und Supervisorin im Rahmen der analytischen Säuglings-, Kleinkind-Eltern-Psychotherapie- und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie-Ausbildung in Hamburg, Berlin und London. Sie war Mitglied der Ethikkommision der Psychotherapeutenkammer Hamburg und ist als Expertin für Frühe Beziehung und Frühe Intervention in nationalen und internationalen Arbeitsgruppen tätig, u.a. für die gerade veröffentlichte AWMF Leitlinie "Psychische Störungen im Säuglings-, Kleinkind- und Vorschulalter", das "Referat "Familiengesundheit" der DGPPN, die Überarbeitung der Aus- und Weiterbildungsstandards für "Early Intervention" der GAIMH und WAIMH und "Psychoanalytic Intervention for Parents and Infants" der IPA.
Als Professorin im Fachbereich Sozial- und Bildungswissenschaften an der FHP lehrt sie aktuell vorrangig in den Studiengängen Kindheitspädagogik und Frühkindliche Bildung, bietet zunehmend mehr Lehre auf Englisch an und wird Qualifizierungsarbeiten von BA bis PhD Niveau begleiten. Ab dem Sommersemesemester 2026 wird sie in Kooperation mit Prof. Tanja Salem die von Prof. Annette Dreier und Kolleg*innen konzipierte Lehr- und Forschungskita aufbauen und leiten.
Die Veranstaltung wird auch hybrid angeboten.
Nutzen Sie den Zoom-Link zur Antrittsvorlesung, um online teilzunehmen.