Rückblick
Erfolgreiche Promotion zu "Soziale Netzwerkbeziehungen in der aufsuchenden Sozialen Arbeit mit Familien"
Christian Schwarzloos hat an der FH Potsdam studiert und dieses Jahr seine Promotion zum Thema "Soziale Netzwerkbeziehungen in der aufsuchenden Sozialen Arbeit mit Familien" erfolgreich abgeschlossen. Nun schaut er auf seine schöne und lehrreiche Zeit an der Fachhochschule zurück und bedankt sich für die hervorragende Unterstützung.
Ein Beitrag von Christian Schwarzloos
Im Jahr 2008 habe ich mein Studium der Sozialen Arbeit an der FH Potsdam (FHP) begonnen und ich erinnere mich noch gut an meine Werkstatt, an Vorlesungen und Seminare. Durch das Verfahren Family Group Conferencing entwickelte ich ein Interesse für netzwerkorientierte Soziale Arbeit. Nach meinem Bachelorstudium begann ich als Familienhelfer, Erziehungsbeistand und Familienratskoordinator zu arbeiten, später kamen Integrationshilfen und betreutes Jugendwohnen dazu. Zudem absolvierte ich ein Masterstudium an der ASH.
Zu Beginn meiner Dissertation bei Prof.in Dr.in Cornelia Wustmann, TU Dresden, und Prof. Dr. Frank Früchtel, FH Potsdam, hatte ich einige Jahre Berufserfahrung und wissenschaftliche Neugier im Gepäck, empfand aber die Verbindung von Wissenschaft und Praxis häufig als unbefriedigend: Auf der einen Seite die alltäglichen Anforderungen der Praxis – in der Literatur als Paradoxien, Ambivalenzen oder Strukturmerkmale beschrieben –, auf der anderen Seite die schillernden Konzepte wie Lebensweltorientierung, systemisches oder sozialräumliches Arbeiten. Dazu zählt auch die Netzwerkorientierung, bei der für mich unklar blieb, welche theoretischen Konzepte, Ziele und welche Methoden damit gemeint sind und welche Relevanz alltägliche Beziehungsnetzwerke von Adressat*innen empirisch gesehen in der Praxis aufsuchender Sozialer Arbeit mit Familien haben: Werden Familienmitglieder, Freunde und Bekannte als hilfreich wahrgenommen, sind sie konfliktbehaftet oder belastend? Wie blicken Fachkräfte auf die Sozialbeziehungen ihrer Adressat*innen, welche Handlungsstrategien entwickeln sie und welche normativen Zielstellungen verfolgen sie dabei? Diesen Fragen bin ich in meiner Promotion nachgegangen.
Ein Ergebnis ist, dass soziale Netzwerkbeziehungen in der Sozialpädagogischen Familienhilfe zwar immer Bestandteil der Fallarbeit sind, weil sie zum Alltag der Adressat*innen gehören, aber die Netzwerkdynamiken werden von den Fachkräften als widersprüchlich erfahren und sind kaum kontrollierbar für sie. Fachkräfte verfolgen weniger eine proaktiv-netzwerkorientiere Strategie, sondern reagieren vielmehr auf verschiedene Einflüsse aus den Beziehungsnetzwerken und reduzieren dabei die soziale Komplexität immer wieder, um den Fall bearbeitbar zu halten.
Mein besonderer Dank gilt Prof. Dr. Frank Früchtel, der mich von Beginn meines Studiums an inspiriert, gefordert und letztlich ermutigt hat, eine Promotion zu beginnen, und der mich in den vergangenen 14 Jahren durch unzählige Gespräche unterstützt hat. Am Fachbereich Sozial- und Bildungswissenschaften der FH Potsdam durfte ich während meiner empirischen Forschung auch meine ersten Lehrerfahrungen sammeln und wurde mit einem Abschlussstipendium unterstützt. Vielen Dank FHP, es war eine tolle Zeit, fachlich und netzwerkbezogen!