Auslandssemester in Italien an dem Politecnico di Milano – Bachelor Kommunikationsdesign
Natalie studiert an der FHP Kommunikationsdesign (B.A.). Ihr Auslandsjahr hat sie an dem Politecnico di Milano verbracht. Hier berichtet sie von ihrem Auslandsaufenthalt im akademischen Jahr 2023/24.
Natalies Auslandsjahr in Italien
Wieso wolltest du ein Auslandssemester machen?
Als Designerin und aufgeschlossener Mensch war es mir wichtig, mich weiterzuentwickeln, Neues zu suchen und den eigenen Horizont zu erweitern. Das war einer der Hauptgründe, warum ich dieses Austauschjahr machen wollte. Seit ich mein Studium begonnen hatte, habe ich viele internationale Menschen kennengelernt, die für ein Austauschjahr nach Deutschland gekommen sind. Das hat mir die Augen für eine große Bandbreite an Kulturen, Lebensstilen und Mentalitäten geöffnet und mich dazu inspiriert, ein eigenes Auslandssemester anzutreten. Auch akademisch wollte ich damit meinen Horizont erweitern. Die FH hat eine sehr pragmatische und praxisorientierte Herangehensweise an Design, und nach drei Jahren Studium wollte ich nun auch einmal eine andere Herangehensweise kennenlernen.
Wie hast du dich vorbereitet?
Der Bewerbungsprozess war weitgehend unkompliziert. Aufgrund der Voraussetzung, dass für den italienischsprachigen Unterricht an der Gasthochschule ein B1 Sprachlevel erforderlich war, hatte ich bereits knapp 2 Jahre vor meiner Abreise damit begonnen, Italienisch zu lernen. Dafür habe ich sowohl an der Volkshochschule Potsdam als auch an der VH Berlin Italienischkurse besucht und mich auch allein weitergebildet.
Da mein Aufenthalt in der EU stattfand, benötigte ich kein Visum, und so verlief auch die Anreise nach Italien ohne Probleme.
Wie lief die Wohnungssuche?
In Mailand ist der Wohnraum selbst für Einheimische knapp und sehr teuer. Es war deshalb schwer, eine geeignete Unterkunft zu finden. Studentische Wohnheimplätze gab es nur wenige und die Vergabe basierte auf dem "first come, first serve"-Prinzip. Dies hatte zur Folge, dass sämtliche Wohnheimplätze bereits nach wenigen Minuten vergeben waren und ich war gezwungen, mir einen privaten WG-Platz zu suchen. Doch leider musste ich auch hier sehr schlechte Erfahrungen machen. Meine erste Wohnung sollte ich eigentlich für das gesamte Jahr beziehen. Doch bereits bei meiner Ankunft gab es für etwa eine Woche keinen Strom. Wenige Wochen später fiel dann auch das warme Wasser aus, und unsere Vermieterin weigerte sich, eine Reparatur zu veranlassen. Was folgte, waren fast 3 Monate beinahe konstante Belästigungen und Drohungen seitens unserer Vermieterin sowie dutzende weitere Probleme, die erst mit dem Einschalten der Polizei und eines Anwalts geklärt werden konnten. Vier Monate nach meiner Ankunft in Mailand konnte ich dann schließlich in eine andere Wohnung umziehen. Dort gab es glücklicherweise keinerlei Probleme und ich konnte so die zweite Hälfte meines Auslandsaufenthaltes problemlos beenden.
Wie war es, an der Partnerhochschule zu studieren?
Die Polytechnische Hochschule in Mailand ist eine der größten Technischen Hochschulen in Europa und bietet daher viele Möglichkeiten für internationale Studierende. Neben Willkommenswochen für internationale Studis, einem ESN (Erasmus Student Network) Büro auf dem Campus und vielen englischsprachigen Kursen war man stets in einem sehr internationalen Umfeld unterwegs. Obwohl etwa die Hälfte meiner Kurse auf Italienisch gehalten wurden, gab es trotzdem in jedem Kurs eine Handvoll anderer Erasmus-Studierender. Auch der Großteil der italienischen Kommilitoninnen und Kommilitonen war aufgeschlossen und bereit, sprachlich Rücksicht auf unsere mangelnden Sprachkenntnisse zu nehmen. Als Erasmus-Studentin hatte ich die Möglichkeit, meine Kurse frei zu wählen. Dies war etwas kompliziert, da die Kursbeschreibungen oft sehr vage waren und teilweise nur entfernt etwas mit dem tatsächlichen Unterrichtsstoff zu tun hatten. Ich hatte deshalb teilweise das Gefühl, meine Kurse blind zu wählen, was sich allerdings als vorteilhaft herausstellte, da ich so auch in Gebiete eintauchen konnte, mit denen ich mich bis dahin kaum beschäftigt hatte. Der Lehrstoff, die Lehrart und das allgemeine Lernumfeld waren von Professor*in zu Professor*in sehr unterschiedlich.
Wie hoch waren die Lebenshaltungskosten? Welche Freizeit- und Sportangebote hast du genutzt?
Die allgemeinen Lebenshaltungskosten wie auch der Wohnraum in Mailand sind überdurchschnittlich hoch, besonders für das Nachtleben. Clubs und Bars sind vielerorts sehr kostenintensiv, es gibt jedoch einige, die sich an Studierende richten und damit preislich etwas niedriger ausfallen. Sportangebote gibt es sowohl über die Uni als auch privat. Das Sportangebot meiner Uni war allerdings nicht übermäßig groß, und ich bin deshalb oft privat in einer örtlichen Halle schwimmen gegangen.
Viele meiner Freizeitangebote kamen über das ESN (Erasmus Student Network), auch wenn diese meist nur einmalig oder mit großen Abständen stattfanden. So gab es alle zwei Wochen ein Treffen in einer Bar, gelegentliche Ausflüge in benachbarte Städte, Touren durch Mailand und diverse andere lokale Aktivitäten. Der Beitritt in das ESN lohnt sich also auf jeden Fall.
Fazit und Tipps
Im Großen und Ganzen ist mein Auslandsjahr gut verlaufen. Meine Schwierigkeiten mit meiner Vermieterin während meines ersten Semesters haben zwar zu einer starken Belastung geführt, aber am Ende war ich in der Lage, das Problem zu lösen und konnte den Rest meines Erasmus-Aufenthaltes voll genießen. Mein größter Tipp ist es, so vielen Vereinigungen wie möglich beizutreten. Vor allem das ESN empfiehlt sich auf jeden Fall, aber auch Sport- oder Kreativvereine bieten eine wundervolle Möglichkeit, neue Menschen kennenzulernen. Spezifisch für Italien würde ich empfehlen, die Sprache zumindest etwas zu lernen. Englisch sprechen dort die wenigsten, und vor allem außerhalb des Uni-Kontextes wird man ohne rudimentäre Italienisch-Kenntnisse nicht weit kommen. Auch ist es wichtig, bei der Wohnungswahl sehr genau auf Warnzeichen zu achten. Wenn einem etwas komisch vorkommt, ist es besser, seinem Gefühl zu vertrauen und sich lieber etwas anderes zu suchen, dafür dann ein paar Euro mehr auszugeben. Und "last but not least", auch wenn mal etwas schiefläuft, ist das nicht das Ende der Welt, und es gibt fast immer eine Lösung.
Insgesamt war das Auslandsjahr, trotz kleinerer Rückschläge, eine bereichernde und unvergessliche Erfahrung.