Auslandssemester in Frankreich an der La Martinière Diderot Lyon – Master Design
Jaqueline studiert an der FHP Design (M.A.). Ihr Auslandssemester hat sie an der Partnerhochschule La Martinière Diderot Lyon verbracht. Hier berichtet sie von ihrem Auslandsaufenthalt im Sommersemester 2024.
Jaquelines Auslandssemester in Frankreich
Wieso wolltest du ein Auslandssemester machen?
Während der Schulzeit hatte ich einen sprachlichen Schwerpunkt und ich nahm an vielen Austauschprogrammen in Kooperation mit französischen Partnerhochschulen teil. Das Interesse an der französischen Sprache und Kultur war also bereits vorhanden, was letztendlich auch dazu führte, dass ich mein mündliches Abitur in Französisch machte. In meiner Ausbildung, die ich danach begann, sowie in meinem jetzigen Studium, fand sich allerdings nie wieder wirklich die Möglichkeit, die Sprache zu benutzen. Die Sprachkenntnisse zu verlieren, die ich mir mal mit Mühe angeeignet habe, motivierten mich, mein Auslandssemester in Frankreich zu absolvieren. Relativ schnell fiel meine Wahl auf eine der Partnerhochschulen der FH Potsdam, um den Prozess der Bewerbung und Abwicklung zu vereinfachen. Die Martinière Diderot in Lyon überzeugte mich durch ihr Angebot des Interfacestudiums, auch wenn ich letztendlich dem Master im Kommunikationsdesign zugeordnet wurde. Dort studierte ich interdisziplinär mit den Studiengängen Produktdesign, Raumdesign sowie Textil- und Modedesign – ähnlich wie an der FH Potsdam. Ein weiteres Kriterium war Lyon als drittgrößte Stadt in Frankreich – eine Metropole mit zahlreichen Kulturangeboten, Events und einer großen kreativen Community. Auch die Nähe zu den Alpen sowie zum Meer waren weitere Merkmale, die dazu beitrugen, mich für den Standort in der Region Rhône-Alpes.
Wie hast du dich vorbereitet?
Zur Vorbereitung besuchte ich keinen Sprachkurs, da ich noch Sprachkenntnisse aus meinem Abitur besaß. Auch ein Visum musste ich nicht beantragen. Da Frankreich allerdings ein sehr bürokratisches Land ist (wenn ihr dachtet, Deutschland sei diesbezüglich bereits kompliziert, werdet ihr überrascht sein, was euch in Frankreich erwartet), bereitete ich zahlreiche Dokumente in ausgedruckter Form vor. Dazu gehörten: beglaubigte Kopie der Geburtsurkunde, beglaubigte Kopie des Personalausweises, die letzten Gehaltsnachweise, meine letzte Steuerbescheinigung, Impfpass sowie meine Versicherungsunterlagen auf der französischen Version. Eine Tetanus-Impfung ist Pflicht, daher organisierte ich zusätzlich einen Arzttermin. Ich entschied mich, das Green-Travel-Programm zu nutzen und reiste mit dem Zug nach Lyon. Von Berlin aus ist das eine ganz schöne Strecke (ca. 15 Stunden), allerdings hatte ich die Chance, einen Zwischenstopp in Mainz (nähe Frankfurt) bei meiner Schwester zu machen. So konnte ich meine Reise in die Direktverbindungen Berlin nach Frankfurt (ca. 6 Stunden) und Frankfurt nach Lyon (ca. 6 Stunden) aufteilen, was absolut machbar ist. Man sollte sich bei der Reise bewusst sein, dass das Boarding in Frankreich anders funktioniert als in Deutschland und man bereits eine halbe Stunde vor Abfahrt am Bahnhof sein sollte. Eine Verspätung des vorherigen Zuges erschwert die Anreise also um einiges, sodass ich den Zwischenstopp nur empfehlen kann!
Wie lief die Wohnungssuche?
Pünktlich zu Beginn meines Auslandsaufenthaltes habe ich keine Unterkunft gefunden, sodass ich die erste Woche in einem Airbnb verbrachte. Anschließend plante ich einen Aufenthalt in einer WG, die ich auf lacartedescolocs.fr fand, welche sich allerdings bereits nach einer Woche nicht als passende Option herausstellte und ich so in ein Studierendenwohnheim zog, wo ich alleine wohnte. Das Wohnheim von Nemea war relativ teuer, befand sich aber in Uninähe und war sehr sauber wie modern. Da Lyon eine Großstadt ist, die sehr beliebt für Erasmusprogramme ist, ist es sehr schwierig, eine Unterkunft zu finden. Ich empfehle daher also jeden, so bald wie möglich die Wohnungssuche zu starten bzw. anzufangen, Angebote anzufragen. Der Anfrageprozess ist durch die Anzahl der Dokumente, die man vorlegen muss, sehr zeitintensiv und einige Optionen fallen automatisch raus, da die Personen, die die Bürgschaft übernehmen, französische Steuerzahlende sein müssen. Zu dem zeitintensiven Prozess kommt dann auch leider noch die Gefahr von Betrugsfällen, wo man immer ein Auge drauf haben sollte – leider gibt es sehr viele, die sich die Situation der wohnungssuchenden Studierenden zu Nutze machen, um an Geld zu kommen. Vertrauenswürdige Quellen, die ich empfehlen kann, sind: Crous, Nemea, AppartEtud sowie Gestetud. Insgesamt sollte man mit hohen Wohnkosten rechnen.
Wie war es, an der Partnerhochschule zu studieren?
Bereits vor Beginn meines Auslandsaufenthaltes war ich im regelmäßigen Austausch mit den Erasmus-Verantwortlichen der Partnerhochschule. So lernte ich diese bereits in einem Videocall kennen, indem wir besprachen, in welchem Studiengang ich an der Martinière studieren würde. Auch danach erhielt ich sehr schnell Antworten und alle meine Dokumente wurden zeitnah ausgefüllt und zurückgesendet. Die Kurse wurden mir auf Basis des online verfügbaren Kursplanes empfohlen und verliefen dann ähnlich wie an der FH Potsdam, sprich: Abgaben und keine Klausuren. Ein großer Unterschied zur école publique ist allerdings, wie der Name bereits verrät, dass das gesamte System viel schulischer ist. Das bedeutet, dass man von morgens bis nachmittags zwei Tage (variiert je nach Anzahl der Credits) an der Uni verbringt und gemeinsam an den Projekten arbeitet. Diese haben auch wesentlich kürzere Deadlines und wechseln dann während des Semesters. Das Programm ist dadurch auf jeden Fall ein bisschen straffer und es wird sehr viel Effizienz vor Ort erwartet. Dafür sind allerdings die Wochenenden immer sehr frei. Auch wenn es am Anfang ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist, findet man sich relativ schnell in das System ein und lernt auch schnell die dessen Vorteile für Gruppenarbeiten (von denen sehr viele stattfinden) zu schätzen.
Wie hoch waren die Lebenshaltungskosten? Welche Freizeit- und Sportangebote hast du genutzt?
Neben den Wohnkosten sind auch die Lebenshaltungskosten durchschnittlich teurer. Auf dem Markt einzukaufen, ist aber durchschnittlich günstiger als im Supermarkt. Zum Reisen empfehle ich die Carte Avantage Jeune der SNCF für einmalige 50 Euro, die dann anschließende Vorteile ähnlich zur BahnCard 25 bietet. Das Reisen mit der Bahn ihn Frankreich ist sehr viel zuverlässiger und schneller als in Deutschland und lohnt sich auf jeden Fall für kurze Ausflüge. Ich selber habe einen Ausflug zum Wandern in die Nahe gelegenen Alpen gemacht (Chambéry, Annecy), nach Montpellier sowie an die Côte d'Azur (nähe Nizza). Binnen weniger Stunden ändert sich die Flora und Fauna enorm und ich kann es wirklich wärmstens empfehlen, diese Ausflüge zu machen, weil Frankreich einfach ein landschaftlich sehr diverses Land ist! Ein Großteil der Freizeitaktivitäten lernte ich durch die Organisation "ESN" kennen, die mehrmals wöchentlich sehr unterschiedliche Programme bereitstellt. Dort habe ich die meisten meiner Erasmus-Freundschaften kennengelernt und gleichzeitig auch Lyon als Stadt besser kennengelernt. Es gibt wöchentlich eine große Anzahl an Events in Lyon – von Oper, über Clubs bis hin zu Konzerten – durch seine Größe profitiert Lyon sehr stark von kulturellen Aktivitäten. Ich selber habe mir alles mal angeschaut und am meisten empfehle ich den Besuch der Oper, die mit einem eigenen Atelier einzigartig in Europa ist!
Fazit und Tipps
Ich glaube, es wäre eine Lüge, einem jeden Erasmus-Studierenden zu sagen, dass ab Tag 1 alles glattläuft: Man ist am Anfang natürlich überfordert mit der neuen Kultur, den anderen Abläufen und der Sprache (in Frankreich ist die englische Sprache auch noch nicht ganz angekommen). Man muss auch viel Eigeninitiative zeigen, um Leute kennenzulernen, also offen und gesprächig sein – dann findet man relativ schnell interessante, tolle Menschen, begünstigt durch Lyon als Erasmusmetropole. Das kulturelle Programm wie bspw. die zahlreichen Museen helfen seinen Horizont zu erweitern und die französische Kultur kennenzulernen. Dadurch, dass das gesamte Studium auf Französisch ist, verbessert man in einer kurzen Zeit enorm seine Sprachkenntnisse und es gibt auch praktisch keinen Weg drumherum, da die meisten Prozesse in der französischen Sprache ablaufen. Das interdisziplinäre Studium, ähnlich wie an der FH Potsdam, ermöglicht den Einblick in andere Disziplinen und ermöglicht den Erwerb von Kompetenzen außerhalb des eigenen Schwerpunktes. Die Kurse, die ich insgesamt belegte, umfassten zahlreiche Kooperationspartnerschaften und endeten in einer letztendlichen Realisierung des Projektes, sodass auch dort sehr gute Portfolioprojekte entstanden und ich insgesamt, neben den ganzen sprachlichen und kulturellen Eindrücke, auch fachspezifisch viel mitnahm.