Interview
30 Jahre ZEW: Prof. Dr. Andrea Schmidt über die Entwicklung des Weiterbildungsmasters Sozialmanagement
Prof. Dr. Andrea Schmidt ist die wissenschaftliche Leiterin des Weiterbildungsmasters Sozialmanagement. Sie berichtet über den Start des Studiengangs im Jahr 2016, über dessen Entwicklung, und spricht über ihre Wünsche für die Zukunft der ZEW in den kommenden Jahren.
Wie lange sind Sie bereits an der FH Potsdam und wie kamen Sie das erste Mal in Kontakt mit der ZEW?
Ich bin zum Wintersemester 2010 an die FH Potsdam gekommen. Mit dem Thema Weiterbildung war ich schon während meines Studiums befasst und habe in meinem späteren Berufsleben viele Weiterbildungen entwickelt und durchgeführt. Das Thema wissenschaftliche Weiterbildung kam dann an der FH Potsdam dazu, indem ich als Vizepräsidentin für Studium und Lehre für das Thema hochschulweit zuständig wurde. Zu Beginn der 2010er-Jahre war die Weiterbildung und mithin die ZEW von der Agenda der Hochschulleitung gerutscht, da das Thema Forschung in den Mittelpunkt rückte. Dagegen galt es anzuarbeiten, was nicht zuletzt durch eine personelle Absicherung der ZEW, durch die Einführung innovativer Weiterbildungen und durch das Engagement der Mitglieder des Direktoriums gelang. Die ZEW veränderte sich in den letzten Jahren genauso, wie es die Hochschule als Gesamtes tat: Von einem kleinen familiären Organismus, der Freiräume und Kreativität ermöglichte, hin zu einem System, welches zunehmend stärker zentral gesteuert und tendenziell auf Effizienz ausgelegt ist. Beide Zugänge haben ihre Zeiten und ihre Berechtigungen.
Als Studiengangsleiterin des berufsbegleitenden Weiterbildungsmaster Sozialmanagement: Was sind und waren Herausforderungen und wo sehen Sie die (zukünftigen) Potentiale in der Weiterentwicklung?
Der Studiengang startete 2016 und wurde damals von Birgit Wiese, Matthias Schreckenbach und mir entwickelt. Neben klassischen Themen, wie z.B. Rechnungswesen und Personalbedarfsplanung war uns eine umfängliche Reflexion der eigenen Führungspersönlichkeit wichtig. Außerdem legten wir Augenmerk auf die Besonderheiten, die sich daraus ergeben, wenn Soziale Arbeit und soziale Projekte aus managerialen Perspektiven betrachtet werden. Die größte Herausforderung bestand sicher darin, den Studiengang wirtschaftlich zu betreiben, denn Sozialmanagement scheint auch heute noch - 30 Jahre nach der Einführung der Neuen Steuerung im sozialen Sektor - suspekt. Der Studiengang wurde leider geschlossen, weil er wirtschaftlich hinter den Erwartungen zurückblieb. Aktuell stellen wir Überlegungen an, ob wir Inhalte in Richtung Micro Credentials weiterentwickeln, denn MicroDegrees sind ein Baustein der EU-Strategie für lebenslanges Lernen. Da die FH Potsdam mit der ZEW und ihren Angeboten hier schon immer führend war und ist, wäre dies ein folgerichtiger Schritt. Für die Studierenden, die den Studiengang absolviert haben, brachte der Abschluss in der Regel einen Karrieresprung mit sich, da sie in den allermeisten Fällen in Führungspositionen tätig wurden. Fast die Hälfte davon sind Frauen. Somit leistete der Studiengang einen Beitrag zur Gleichstellung der Geschlechter im Non-Profit-Bereich. Einige Studierende habe an der FH Potsdam schon berufsbegleitend den Bachelor in Sozialer Arbeit gemacht und dann den Sozialmanagementmaster angeschlossen. Dies spricht eindeutig für die Qualität des Studiengangs sowohl inhaltlich als auch menschlich.
Was wünschen Sie der ZEW für ihre Zukunft?
Ich wünsche den Mitarbeitenden der ZEW, dass Sie weiter so engagiert, professionell und mit dem Herzen dabei sind, denn dies wirkt sich auf die Weiterbildungsangebote direkt aus. Bei der ZEW werdenTeilnehmenden und Dozent*innen mit ihren Anliegen ernst genommen und geschätzt. Die ZEW stand und steht immer noch unter Legitimationsdruck, was die Finanzierung anbelangt. Dies ist insofern herausfordernd, als wissenschaftliche Weiterbildung originäre Aufgabe von Hochschulen ist. Ich wünsche der ZEW weiterhin den Mut sich Raum zu nehmen und neue Themen und Formate auszuprobieren, ohne dass sie einer unmittelbaren Verwertungslogik unterworfen sind. Dafür gilt es ein Commitment herzustellen. Dies ist allerdings nicht alleinige Aufgabe der ZEW, sondern ein Auftrag für die gesamte Hochschule.