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Die Architektin Emilie Winkelmann: Werk, Wirken und Wirkung

Mit Emilie Winkelmann (1875 – 1951) eröffnete im Jahr 1907 erstmals eine Frau ein eigenes Architekturbüro in Deutschland. In einer Zeit, in der Frauen sich nur in Ausnahmefällen an deutschen Hochschulen immatrikulieren konnten und das Berufsfeld »Architektur« noch ganz in Männerhand war, konnte Winkelmann sich in Berlin als gefragte Architektin etablieren. Im Zentrum des Projekts stehen ihr gebautes Werk, ihr Wirken, ihre Netzwerke und die darüber erreichte Wirkung. 

Fotografie des »Haus in der Sonne« in Potsdam-Babelsberg, 1913–14
Emilie Winkelmann, »Haus in der Sonne«, Potsdam-Babelsberg, 1913–14, Fotografie der Gartenseite. © Rainer Schützeichel, November 2023.
Startdatum:
Typ:
Forschungsprojekt
Lehrprojekt
Profillinie:
Gebauter Raum – Entwerfen, Bauen, Erhalten
Finanzierung:
gefördert durch das Programm »Gender in der Lehre« der FH Potsdam

Emilie Winkelmann eröffnete ihr Architekturbüro in einer für die Etablierung von Frauen in der Architektur bedeutsamen Zeit. Kontakte zur bürgerlichen Frauenbewegung verhalfen ihr früh zu Aufträgen, dank derer sie nicht nur ihr eigenes Portfolio erweitern, sondern zugleich die Arbeit von Frauen in verschiedenen Berufsfeldern sichtbar machen konnte: In der 1912 vom Deutschen Lyceum-Club in Berlin organisierten Ausstellung »Die Frau in Haus und Beruf« zeichnete sie für die Abteilung »Die Frau in der Architektur« verantwortlich, in der sie einem breiten Publikum rund 30 eigene Bauten und Entwürfe präsentierte – weit mehr, als die beiden anderen dort vertretenen Architektinnen Elisabeth von Knobelsdorff (1877 – 1959), die zeitweise in Winkelmanns Büro angestellt war, und Therese Mogger (1875 – 1956) vorweisen konnten. Im Jahr darauf erhielt Winkelmann den Auftrag, das Haus des Lyceum-Clubs in Berlin umzubauen, womit sie den Aktivitäten des Vereins am Lützowplatz zu einem stadtbildwirksamen architektonischen Antlitz verhalf.

Neben solch öffentlichkeitswirksamen Projekten wandte sie sich schon früh Bauaufgaben zu, in denen es um die Konzeption und Umsetzung von neuartigen, speziell an erwerbstätige Frauen gerichteten Wohnformen ging. So entstand zwischen 1913 und 1914 in Babelsberg das »Haus in der Sonne« – ein Wohnheim für Pensionärinnen, die nach einer selbstbestimmten und doch gemeinschaftlichen Wohnform im Alter suchten. Wenige Jahre später konnte Winkelmann in Charlottenburg mit dem »Victoria-Studienhaus« (Ottilie von Hansemann-Haus) das europaweit erste Studentinnenwohnheim realisieren, das jungen Frauen eine Unterkunft jenseits etablierter, oft fremdbestimmter Wohnmodelle wie der Untermiete bot.

Formal bewegte sich Emilie Winkelmann sowohl bei diesen Neuland betretenden Projekten als auch bei ihren vielen Landhäusern, die sie im Auftrag einer finanzkräftigen Klientel entwarf, in den gemäßigten Bahnen der Architekturreform. Winkelmanns Werdegang, ihr Engagement innerhalb der Frauenbewegung und nicht zuletzt ihre Bauten selbst beleuchten wichtige Facetten der Forderung nach Teilhabe und Emanzipation innerhalb einer Gesellschaft, die ein modernes Frauenbild zwischen hergebrachten Mustern und neuen Realitäten auslotete.

Als erste selbständige deutsche Architektin ist Emilie Winkelmann seit geraumer Zeit ebenso ins Gesichtsfeld der architekturhistorischen Forschung gerückt wie im Allgemeinen der Beitrag von Architektinnen zur Architekturproduktion seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert. Ziel des Projekts ist die Aufarbeitung und systematische Dokumentation von Winkelmanns Werk vor dem Hintergrund seiner Entstehungsbedingungen, Einflüsse und Zielsetzungen. Angestrebt wird die Veröffentlichung der Ergebnisse in Buchform sowie in einer Ausstellung.

Kontakt

Projektleitung

Professor für Architektur- und Stadtbaugeschichte