Direkt zum Inhalt

Auslandssemester an der Complutense University of Madrid – Bachelor Soziale Arbeit

Im Folgenden berichtet eine Studentin des Studiengangs Soziale Arbeit (B. A.) von ihrem Auslandssemester an der Partnerhochschule Complutense University of Madrid im Wintersemester 2022/23.

Format:
Studium
Einrichtung:
Social Work Faculty of Complutense University of Madrid
Zeitraum:
-
Fachbereich:
Fachbereich Sozial- und Bildungswissenschaften

Erfahrungsbericht

Die Entscheidung

Ich liebe es, zu reisen und Neues zu entdecken. Das möchte ich später auch gerne mit meiner Arbeit verknüpfen und ein Auslandssemester schien für mich der erste Schritt in diese Richtung zu sein. Da mich gerade interkulturelle Arbeit sehr interessiert und es mir wichtig ist, viele Kulturen kennenzulernen, um später in meiner Arbeit einen sensibleren Umgang mit diesen zu finden, hörte sich ein halbes Jahr im Ausland zu verbringen, perfekt an. Neben Kultur und Sprache fand ich den Aspekt wie Soziale Arbeit in anderen Ländern funktioniert auch sehr interessant.

Die Vorbereitungen

An den Bewerbungsprozess selbst erinnere ich mich ehrlich gesagt nicht mehr so genau. Aber nachdem die Bewerbung an der FH eingereicht wurde, war es ziemlich simpel und das International Office der University of Madrid (UCM) war immer zu Hilfe und hat eigentlich immer innerhalb von 24 Stunden auf E-Mails geantwortet.

Etwas, worauf die UCM hohen Wert legt, ist ein B1-Level in Spanisch, da alle Kurse in Spanisch gehalten werden. Um mich darauf vorzubereiten, habe ich einen Sprachkurs an der Volkshochschule besucht und musste das auch an der UCM nachweisen.

Die Unterkunft

Leider ist die Wohnungssuche in Madrid wirklich nicht einfach. Über die empfohlenen Seiten (idealista und badi) konnte ich trotz etlichen Nachrichten keine WG finden. Als ich dann erstmal eine Zwischenmiete gefunden hatte, war ich sehr erleichtert, weil ich ständig gehört habe, dass die Wohnungssuche vor Ort einfacher ist. Leider war dies nicht der Fall. In meine zweite WG bin ich dann aber über eine Freundin, die ich in Madrid kennengelernt habe, reingerutscht, wollte aber direkt wieder raus. Die Wohnung war unheimlich dreckig und ich wollte eigentlich gar keine Zeit zu Hause verbringen. Letzten Endes habe ich mich dann für eine Wohnungssuche über Spotahome entschieden. Hier zahlt man zwar immer relativ hohe Gebühren, aber die Wohnungen sind geprüft. Vorerst hatte ich mich davor gescheut, da ich mit Spanier*innen zusammenleben wollte, um mein Spanisch zu verbessern. In Wohnheimen und WGs über Spotahome oder ErasmusU finden sich nämlich überwiegend Internationals zusammen und man spricht doch eher Englisch als Spanisch. Nicht nur sollte man früh mit der Wohungssuche beginnen, sondern auch sehr auf Scams aufpassen. Das ist in Madrid leider keine Seltenheit, gerade bei Studierenden aus dem Ausland.

Das Studium an der Hochschule

Vor Studiumsbeginn gab es eine Einführungsveranstaltung. Diese war aber auch komplett auf Spanisch und sehr lang. Ab einem gewissen Punkt konnte sich kaum noch jemand konzentrieren. Dann ging es aber auch direkt los und um ehrlich zu sein, haben weder Lehrende noch andere Studis wirklich Rücksicht auf Auslandsstudierende genommen. Der Unterricht wurde geführt wie normal auch und wir haben uns dann mehr untereinander geholfen als alles andere. Bei Fragen waren Lehrende dann aber sehr zuvorkommend. Ich hatte einen Kurs in Anthropologie, der sehr interessant war; einen zu Strukturen der Sozialen Arbeit in Spanien und Europa und einen zum Gesundheitssystems in Spanien. Diese haben mich leider etwas enttäuscht. Grundlegend sind die Kurse hier sehr, sehr theoretisch veranlagt. Der Arbeitsaufwand ist unheimlich hoch, da die Prüfung am Ende des Jahres nur 50% zählt. Der Rest setzt sich zusammen aus Anwesenheit, benotete Debatten, Gruppenarbeiten, etc. Das heißt man hat wöchentlich mehrere Abgaben und all das in Spanisch ist nicht allzu einfach. In den Prüfungen selbst gab es leider auch keinen Nachteilsausgleich in Form von mehr Zeit oder ähnlichem. 

Alltag und Freizeit

Meine Lebenshaltungskosten haben sich nicht sehr von denen in Potsdam unterschieden, wobei ich in Madrid deutlich öfter unterwegs war. Madrid ist eine unheimlich schöne Stadt und die Barrios sind sehr vielseitig. Die meiste Zeit bin ich also von Barrio zu Barrio gelaufen, habe mich durch jegliche Restaurants probiert oder habe in den Parks entspannt. In diesen findet man auch einige kostenlose Sportangebote, zum Beispiel zwei Mal wöchentlichen einen Tanzkurs. Grundsätzlich ist immer etwas los und es ist keine Seltenheit, sich auf einmal in einem Event wiederzufinden.
Abgesehen davon kann man von Madrid aus viele Tages- oder Wochenendtrips unternehmen. Entweder alleine oder zum Beispiel über City Life Madrid. Typisch sind Toledo, Cuenca, Avila und Salamanca. 

Fazit und Tipps

Mein Auslandsaufenthalt war ein Auf und Ab. Meine Wohnsituation war abenteuerlich und oft sehr anstrengend, aber jetzt kann ich sagen, dass ich mich in den meisten Barrios Madrids auskenne. Auch die Uni war ganz schön hart. Der Arbeitsaufwand war wirklich groß und ich hatte nicht wirklich das Gefühl, dass man Unterschiede zwischen uns und spanischen Studierenden macht. Die Kurse sind alle rein theoretisch und ich habe ehrlich gesagt nicht immer den Bezug zu unserer Arbeit finden können. Es hat sich etwas mehr nach Schule angefühlt, da die meisten Studis auch direkt von der Schule kommen und die Uni in einem Klassenmodell aufgebaut ist. Das Lehrangebot ist kleiner und man hat nicht so viele Freiheiten bei der Kurswahl wie an der FH. Trotzdem mag ich Madrid und Spanien unheimlich gerne und wäre gerne länger geblieben. Ich habe sehr viel gelernt und mitgenommen und würde es jede Zeit wieder tun. Mein Fazit hört sich nun gar nicht so positiv an, wie meine Zeit in Spanien eigentlich war. Ich habe nur mit vielen Dingen nicht gerechnet, da Erasmus oft als Party und Reisen porträtiert wird, es aber doch manchmal etwas schwerer ist als das. Ich glaube um die Zeit vollkommen genießen zu können, muss man sich dem bewusst sein.