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Auslandssemester in Italien am Politecnico di Milano – Bachelor Architektur und Städtebau

Jan studiert an der FHP Architektur und Städtebau (B. A.). Sein 5. Fachsemester hat er an der Partnerhochschule Politecnico di Milano in Italien verbracht. Hier berichtet er von seinem Auslandsaufenthalt im Wintersemester 2022/23.

Format:
Studium
Einrichtung:
Politecnico di Milano
Zeitraum:
-
Fachbereich:
Fachbereich STADT | BAU | KULTUR

Jans Auslandssemester in Italien

Wieso wolltest du ein Auslandssemester machen?

Schon während des Studiums in Potsdam habe ich gemerkt, dass ich von der entwurfsgeprägten Lehre an der FHP überzeugt bin und wollte dennoch einen Eindruck gewinnen, ob Forschung und Technologie im Kontext des Entwurfs und Städtebaus Themen sind, die ich in Zukunft weiter vertiefen möchte. Gerade im Kontext des nachhaltigen Städtebaus werden am Politecnico die Milano viele Wahlkurse angeboten, wie die Städte der Zukunft aussehen sollen. Gleichzeitig wollte ich gerne in eine neue Sprache eintauchen. Mit Grundkenntnissen aus dem Lateinunterricht hatte ich mir Italienisch als realistisches Lernziel gesteckt.

Außerdem bieten Italien und vor allem Mailand durch das umfangreiche architektonische und kulturelle Erbe, aber auch durch den hohen Bedeutungswert im zeitgenössischen Diskurs von Architektur und Gestaltung, einen spannenden Untersuchungsraum, den ich unbedingt kennenlernen wollte. Aber ebenso wollte ich Leute kennenlernen – Italienerinnen und Italiener, internationale Studierende, Freund*innen von Freund*innen, um so einfach einen bunten Austausch zu haben und voneinander zu lernen und sich gegeneinander zu schätzen.

Wie hast du dich vorbereitet?

Zu Beginn liefen alle Bewerbungsschritte an der FHP über das Mobility-Online-Portal, bei dem einige formale Daten ausgefüllt wurden. Gleichzeitig lädt man noch Lebenslauf, Motivationsschreiben und Sprachnachweis hoch. Ich hatte bis dahin keine Sprachkenntnisse, habe deshalb aber im Sommersemester den Sprachkurs von der FHP mit der VHS besucht. Direkt mit dem A2-Niveau anzufangen war aber doch etwas übermütig, deshalb hätte ich wohl von Grund auf mit A1 anfangen sollen. 

Mitte März etwa gab es die Bestätigung von der Partnerhochschule, dass man im ersten Bewerbungsschritt angenommen wurde. Darauf waren ebenfalls ein paar persönliche Daten hochzuladen sowie ein Portfolio einzureichen (einfach eine Auswahl mit den eigenen Arbeiten aus den vorherigen Semestern). Im Juni gab es dann die finale Zusage und die ersten Informationsveranstaltungen der Politecnico, die vor allem für die Kurswahl wichtig waren. Da muss man sich auf der Website einige Kurse heraussuchen und diese auch mit den Zeiten abgleichen. Die Kurswahl findet dann online statt, bei der man aber wirklich schnell sein muss, damit man auch die gewünschten Kurse bekommt. Ich war nur einige Minuten nach Eröffnung im Portal und da waren schon einige Kurse überbucht, sodass ich dann Kurse hatte, die sich zeitlich überschnitten haben. Die Anreise mit dem Zug ist wirklich gut machbar und einfach schön waren tagsüber die Alpen.

Wie lief die Wohnungssuche?

Die Wohnungssuche war ein echter Glücksfall. Über zwei Ecken kannte ich jemanden, die schon einmal in Mailand gelebt hat und auch noch Freund*innen vor Ort hatte. Bei denen ist auch eine Person ins Auslandssemester gestartet, sodass ihr Zimmer frei wurde. Insgesamt waren wir zu dritt, aus Italien, Finnland und Deutschland und auch alle an unterschiedlichen Hochschulen, was wirklich ein schöner Ausgleich und Austausch war. Da bin ich wirklich gerne nach Hause gekommen. 

Dennoch ist der Wohnungsmarkt für junge Leute und Studierende wirklich eine Herausforderung. Eigentlich findet man nichts unter 500 Euro im Monat und oftmals werden Unterkünfte angeboten, bei denen dann auch Zusatzzahlungen gefordert werden, die nicht einfach nachzuvollziehen sind. Es lohnt sich auf jeden Fall, frühzeitig zu suchen, auch wenn viele Zimmer erst zu Semesterbeginn frei werden.

Wie war es, an der Partnerhochschule zu studieren?

Neben der Einführung für die Kurswahl, gab es dann – endlich angekommen – eine Welcome Week, bei der alle Austauschstudierenden begrüßt wurden. Neben Campustour in Kleingruppen und verschiedenen administrativen Einführungen, wurden auch ein paar Sport- und Spielveranstaltungen angeboten, so wie die Ice Breaking Night, wo ich gleich in den ersten Tagen die Uni und neue Leute kennenlernte.

In der darauffolgenden Woche begannen die Lehrveranstaltungen. Meine Kurse waren das Design Studio (auf Englisch), Building Physics (auf Englisch), Produktdesign von Möbeln (auf Italienisch) und Klimawandel und hydrologische Resilienz in Städten (auf Italienisch). Gerade die letzten beiden Kurse waren am Anfang eine echte Herausforderung, aber da habe ich ein paar Leute gefunden, die mir mit Italienisch ausgeholfen und ihre Notizen geteilt haben. Trotzdem haben sich diese beiden Kurse im Laufe als die spannendsten herausgestellt, in denen ich nicht nur gezwungen war, Italienisch zu lernen, sondern auch neue Programme und Inhalte zu untersuchen, die nicht nur unmittelbar mit der Entwurfslehre zu tun haben. Der Entwurf war jedoch etwas enttäuschend, da der Austausch sowohl mit Lehrenden als auch unter den Studierenden im Laufe des Semesters etwas eingeschlafen war. 

Sehr zu empfehlen ist der freiwillige Italienisch-Sprachkurs. Gute Stimmung, und obwohl dieser online war, haben alle mitgemacht und die Grundlagen gelernt.

Wie hoch waren die Lebenshaltungskosten? Welche Freizeit- und Sportangebote hast du genutzt?

Für mein WG-Zimmer mit Nebenkosten habe ich etwa 600 Euro gezahlt und für Lebensmittel nochmal circa 250 Euro monatlich ausgegeben. Der Sprachkurs hatte einmalig 100 Euro gekostet. Zudem gibt es von der Uni verschiedene Sportangebote, die auf einer neuen Sportanlage stattfinden. Für das Fitnessstudio habe ich um die 25 Euro monatlich bezahlt. Während des Semesters kamen dann auch Kosten für Modelle und Drucke hinzu. Für Ausflüge, eigene Anschaffungen, Einrichtungen oder Ausgehen und Feiern musste man dann schauen, was übrig blieb.

Aber rückblickend hätte ich wirklich mehr für Ausflüge sparen sollen. Ich dachte von Anfang an, dass, wenn ich schon für so einen langen Zeitraum in Italien bin, ich auch unbedingt nach Rom möchte. Diesen Wunsch habe ich mir auch erfüllt, aber es gibt auch so viele schöne, kleinere Orte und Städte, die auch viel näher an Mailand liegen, von denen ich gerne mehr hätte erleben wollen. Auch manche Museen sind nicht unbedingt günstig, da lohnt es, sich vorher ein bisschen schlau zu machen. Zum Beispiel Da Vincis Abendmahl in der Santa Maria delle Grazie kann man zwar schon ab 2 Euro buchen, sollte sich aber einen Monat im Voraus darum kümmern, weil ein kurzfristiger Besuch nicht möglich ist. Aber die Auswahl an Museen ist so riesig, dass ich da auch fast alle zwei Wochen ein anderes besucht habe.

Fazit und Tipps

Insgesamt waren die sechs Monate in Italien unfassbar schön und ich werde diese Zeit für immer in Erinnerung behalten. 

Mailand ist eine sehr kompakte Großstadt, in der das Leben auf der Straße stattfindet. Nagelstudio neben Werkstatt und Metzgerei neben Boutique, Tradition und eingesessenes Bürgertum trifft auf junge Kunst- und Modeszene. Fashion Week, zwei Champions League Vereine im noch bestehenden San Siro, Alpenraum und Seenlandschaften im Norden, Mittelmeer im Süden, Architekturgeschichte in der ganzen Stadt, junges und internationales Publikum, gerade an den mehreren Universitäten. Klingt alles sehr aufgeladen, ist es auch. Die Stadt und Leute wissen das auch und wissen diesen Stil zu pflegen.

Aber ich hatte eine richtig schöne Zeit und das alles auch mal so aufzusaugen und auch in eine anders orientierte Lehre einzutauchen, Italienisch (zumindest in Ansätzen) zu lernen, sich mit so vielen neuen Menschen auszutauschen – ja, nicht nur internationalen – das werde ich nie vergessen. Ich würde es wieder machen! 

Tipp: Checkt sofort zu Beginn die Kursauswahl und Stundenpläne, lernt im Voraus Italienisch und traut euch, es auch vor Ort anzuwenden. Beantragt vielleicht im Voraus schon den Codice Fiscale (die italienische Steuernummer), die man für Monatstickets für ÖPNV und sonstiges braucht.

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