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Pressemitteilung

Rekonstruktion im Detail: Canops –Meisterwerke der Möbelkunst

Teilmodell des Zylinderbureaus von José Canops
Teilmodell des Zylinderbureaus von José Canops und der Madrider Hofwerkstatt im
Kunstgewerbemuseum, Birnbaum- und Mahagoniholz; Furnier: Rosen- und Königsholz,
Amarant, Palisander, weißes und schwarzes Ebenholz, Satinholz, blaugrün gefärbt, Berberitze.
H 120,3 × 98,5 × 30,7 cm, © Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum
© Staatliche Museen zu Berlin, Kunstgewerbemuseum

Die neueste Ausstellung im Kunstgewerbemuseum widmet sich dem Oeuvre von José Canops, einem deutschstämmigen Kunsttischler, der um 1750 für König Karl III. von Spanien als Hoftischler tätig war. An der Ausstellung beteiligt war auch der Studiengang Konservierung und Restaurierung und zeigt an einem Modell die Rekonstruktion historischer Techniken.

Ausgestellt sind mehrere Meisterwerke der Möbelkunst, darunter das kürzlich erworbene Canops-Schreibmöbel des Kunstgewerbemuseums. José Canops' Werk vereint die Präzision des deutschen Tischlerhandwerks mit dem Reichtum der spanischen kolonialen Welt. Exotische Hölzer wie Mahagoni und andere wurden kunstvoll eingesetzt, um exquisite Möbelstücke zu schaffen.

Rekonstruktion historischer Techniken
Die technische Meisterleistung von Canops wird durch ein speziell angefertigtes Teilmodell des Berliner Schreibmöbels in Originalgröße veranschaulicht. Dieses Modell wurde in Zusammenarbeit mit dem Studiengang Konservierung und Restaurierung – Holz der Fachhochschule Potsdam und den Berliner Spezialist*innen für modernen Modellbau Werk5 geschaffen. Es zeigt eindrucksvoll die traditionellen Handwerkstechniken, die Canops bei der Herstellung seiner Möbel anwendete.
Besucher*innen haben die Möglichkeit, die Form zu berühren und die originale Farbigkeit und Konstruktion zu erkunden.

Konstruktion
Anhand angeschnittener Schubkästen des Ober- und Unterteils sowie der Lamellen des Zylinderverschlusses wird deutlich, welch meisterliche Fertigkeiten damals erforderlich waren. Alle Schubkästen wurden in klassischer Weise gezinkt und konstruiert. Eine besondere Herausforderung stellen auch das aus Lamellen bestehende Rollverdeck und der überwiegend mit gebogener Rückwandung konzipierte Eingerichtekasten dar. Die durch Gewebe auf der Unterseite verstärkten Lamellen greifen in einer Abfolge von Rundstäben und Hohlkehlen ineinander und bilden dabei verschiedene Ebenen. Sie sind mit verschlungenen mehrfarbigen Furnierbändern belegt.

Furnierung
Zwei besonders herausfordernde Innenflächen wurden außerdem furniert: im Oberteil die mehrfach geschweifte Seitenwange sowie die Ablagefläche vor den Schubkästen. Die Furnierung der sphärisch geformten Seitenfläche bedurfte vieler Vorüberlegungen, Versuche und ungewöhnlicher Hilfsmittel. Letztlich wurden modern hergestellte Negativformen als Leimzulagen hergestellt (3-D Druck mit Ausgleichschicht aus foliertem Silikon), mit deren Hilfe das vorher mit Dampf vorgeformte Rosenholz in mehreren Abschnitten aufgeleimt wurde.

Materialien
Die auch in der Herstellungszeit kräftige und kontrastreiche Farbigkeit der komplexen Marketerien lässt sich an den makroskopisch und mikroskopisch identifizierten Holzarten ablesen. Es handelt sich unter anderem um violetten Amaranth, schokoladenbraunes Königsholz, rosa-gelblich gestreiftes Rosenholz, weißes Ebenholz, blau-grün gefärbtes Satinholz, zitronengelbe Berberitze sowie rötlich-braunes Mahagoniholz.
Einige dieser Holzarten konnten nicht mit Sicherheit bestimmt werden, wie z.B. ein grünliches Marketerieholz, dessen genaue Identifizierung ohne Probennahme nicht möglich war. Sie werden in der Rekonstruktion durch Furniere ähnlicher Porigkeit und Färbung ersetzt.

Die Ausstellung "Canops – Möbel von Welt für Karl III. von Spanien" ist ein beeindruckendes Zeugnis historischer Handwerkskunst und restauratorischer Techniken.

> Ausstellungsdauer: 12.10.2023 bis 11.02.2024
> Wo: Kunstgewerbemuseum, Matthäikirchplatz, 10785 Berlin
> Öffnungszeiten: Mo geschlossen, Di bis Fr 10:00 - 18:00; Sa & So 11:00 - 18:00

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