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Forschung im Studiengang Interfacedesign

Der Studiengang Interfacedesign forscht in aktuellen Themenfeldern der Mensch-Computer-Interaktion und Informationsvisualisierung. Er beteiligt sich an nationalen und internationalen Forschungsvorhaben und betreibt Auftragsforschung für Unternehmen und Institutionen. Schließlich integriert er systematisch Forschendes Lernen in das Lehrveranstaltungsangebot.

Themen, Problemstellungen & Fragen in der (Interface-)Designforschung

Moderne Designforschung ist interdisziplinär und verbindet die Gestaltungs- und Methodenkompetenz von Designer*innen mit Problemlösungsstrategien und Forschungszugängen anderer Disziplinen. Im Kern der Designforschung an der Fachhochschule Potsdam steht die Konzeption und gestalterische Umsetzung von neuen Problemlösungen für einen weitestgehend intuitiven, sinnvollen und emotional ansprechenden Umgang mit digitalen Technologien, Produkten oder Services. Konkrete Nutzungsszenarien umfassen alle Bereiche des Lebens und Arbeitens, in denen digitale Produkte und Services immer stärker miteinander vernetzt sind.

Welche Apps oder Websites nutzen wir zukünftig, wenn wir in der Stadt oder auf dem Land unterwegs sind? Zum Beispiel, um uns zu orientieren, um Menschen zu finden und zu treffen, um Informationen zu Dingen, die uns umgeben, zu bekommen, um vor Gefahren gewarnt zu werden etc. Aber auch: Wie können wir uns vor zu vielen Informationen schützen und unsere Privatsphäre wahren? Wie sieht die Interaktion mit dem Internet der Dinge aus? Ist sie ausschließlich visuell über Displays oder können wir sie fühlen, hören und riechen? Wie sieht in der Zukunft die Interaktion im Auto aus? Wie kann die Aufmerksamkeit zwischen Fahraufgaben und Phasen teilautonomen Fahrens sinnvoll gesteuert werden? Wie wollen die Mitfahrer*innen unterhalten werden? Und was sieht der/die Fahrer*in davon, wenn sein/ihr Auto mit einem anderen Auto kommuniziert? Wie können Menschen mit unterschiedlichen Qualifikationen an einem großen, interaktiven Tisch – z. B. nach einer Naturkatastrophe oder bei der Planung neuer Verkehrswege in der Stadt – am besten gemeinsam arbeiten? Wie interagieren sie am einfachsten mit den auf Karten oder Diagrammen abgebildeten Informationen? Wie können sie am schnellsten Objekte auf der Karte markieren? Und wie kommen diese Informationen schnell auf ihre Smartphones, um sie später mobil – z. B. in der Stadt – zu nutzen.

Solche und viele weitere Fragen sind typisch für unsere Forschungsprojekte.

Die Lösungsideen werden der Regel in Form von Prototypen umgesetzt und gemeinsam mit potentiellen Nutzer*innen evaluiert. Prototypen machen unsere Ideen für Dritte erfahrbar. Man kann sie ausprobieren, testen und bekommt einen guten Eindruck, ob sie helfen, die jeweilige Problemstellung besser als bisher zu lösen. Eine hohe ästhetische Qualität unserer Prototypen ist ein durchgängiges Erfolgsmerkmal und kein Selbstzweck. Im Gegenteil, zahlreiche Studien belegen den positiven Zusammenhang zwischen Schönheit und anderen Produkteigenschaften wie Usability.

Informationsvisualisierung

Typische Problemstellungen sind Fragen nach der benutzerfreundlichen Visualisierung großer georeferenzierter Datenmengen, z. B. für die Stadtplanung, das Verkehrsmanagement oder eine neue Mobile App, die noch besser zeigt, wo wir ein Fahrrad oder Auto mieten können, die am Bahnhof den Anschluss zum Fernverkehr sicherstellt und uns Vorschläge für passende Übernachtungen präsentiert.

Aber auch in der Gesundheits- und Umweltforschung, in der Logistik oder im Bereich der IT-Sicherheit fallen immer mehr Daten an, die für verschiedene Zielgruppen sinnvoll und ästhetisch hochwertig aufbereitet werden müssen. In unserem Urban Complexity Lab beschäftigen wir uns vor allem mit der Entwicklung neuer kartografischer Visualisierungen für Daten- und Informationsströme in der »digitalen« Stadt.

Sustainable Interaction Design

Können Computer den Menschen dazu bringen, das Richtige zu tun? Seit einigen Jahren werden mit dem Begriff »Sustainable Interaction Design« Forschungsarbeiten im Design zusammengefasst, die Hoffnungen schüren, Einstellungs- und Verhaltensänderungen hin zu nachhaltigeren Lebens- und Arbeitsstilen durch digitale Produkte und Services (z. B. als Smartphone-App) anstoßen zu können. Häufig geht es dabei darum, dass eigene Verhalten sichtbar zu machen, in Relation zu anderen Menschen zu setzen und Ziele für ein ökologisch sinnvolleres Leben zu vorzuschlagen und mit anderen zu teilen.

Der Studiengang Interfacedesign hat eigene Mobile Apps zur Sichtbarmachung Umweltfreundlichen Verhaltens entwickelt und Lösungen für die Visualisierung des Energieverbrauchs im häuslichen Kontext – Smart Metering – gemeinsam mit Industriepartnern umgesetzt. Daneben dokumentieren eine Vielzahl von Bachelor- und Masterarbeiten in diesem Themenfeld das große Interesse unserer Studierenden an der Frage, wie Gestalter*innen ihrer Verantwortung für eine ökologisch nachhaltige und sozial gerechte Gesellschaft nachkommen können.

Designing for Trust & Security

Das Vertrauen in die Sicherheit von IT-Systemen ist auf allen Maßstabsebenen nachhaltig gestört. Auf globaler Ebene zeigen die Snowden-Enthüllungen, wie umfassend und scheinbar mühelos NSA, GCHQ und BND millionenfach E-Mails ausspähen und die Mobilkommunikation überwachen. Umfang und Schaden von Cyberkriminalität haben exponentielle Steigerungsraten angenommen und trotz großer Vorbehalte vieler IT-Sicherheitsexperten ist die Nutzung von Cloud-Diensten wie Dropbox und Google Docs selbstverständlich geworden. Dabei ist das Thema Sicherheit und Privatsphäre den meisten Nutzerinnen lästig, bzw. die Gefahren werden so lange unterschätzt, bis ein Schadensfall eintritt.

In unseren Forschungsprojekten entwickeln wir Visualisierungen, die IT-Sicherheitsexpert*innen dabei unterstützen Gefahren schneller zu erkennen und angemessen zu handeln.

Netzwerk

Der Studiengang Interfacedesign verfügt über ein großes, internationales Netzwerk von Firmen, Institutionen und Partnerhochschulen, mit denen regelmäßig gemeinsame Projekte und Seminare durchgeführt werden. Seit Gründung des Studiengangs spielen Fragen der Forschung und Entwicklung eine wesentliche Rolle in der Lehre. So werden Seminare und Projekte oft in Kooperation mit Partner*innen aus Industrie, Behörden und Forschungseinrichtungen durchgeführt.

Mit folgenden Firmen und Institutionen hat der Studiengang Interfacedesign in den letzten Jahren kooperiert:

SAP, Deutsche Telekom AG, Cornelsen, IDEO, comdirect, N26, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, GeoForschungsZentrum Potsdam, Deutsches Archäologisches Institut, Umweltbundesamt, Microsoft Research, Berliner Senatsverwaltung, Polizei Brandenburg, Hasso-Plattner-Institut für Softwaretechnik, Energieagentur Rheinland-Pfalz, Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft, United Nations, Goethe-Institut Moskau, Jüdisches Museum Berlin, Bode-Museum, Volkswagen, BMW, Porsche, Miele, Recaro, HERE, ZDF, Bayerischer Rundfunk, Filmmuseum Potsdam

Angebote für Studierende und Akteur*innen aus Wirtschaft und Verwaltung

Forschung während des Studiums

Die projektorientierte Modulstruktur des Studiums ermöglicht die frühe Beteiligung von Studierenden an Forschungsvorhaben. Die Studierenden profitieren von der Nähe zu neuesten Entwicklungen im Interfacedesign, die häufig noch keinen Einzug in Lehrbücher gefunden haben. Studierende werden systematisch an die Methodik moderner Designforschung herangeführt. Sie erlangen auf diese Weise ein Kompetenzprofil, das sie für hochqualifizierte Tätigkeiten in der Interface-, Produkt- und Serviceentwicklung qualifiziert, ebenso wie für stärker forschungsorientierte Tätigkeiten in Wissenschaftseinrichtungen.

Die Forschungsaktivitäten im Interfacedesign werden im Interaction Design Lab (IDL) und im Urban Complexity Lab (UCL) gebündelt.

Phd-Track

Masterabsolvent*innen mit überdurchschnittlichem Interesse an Forschungsfragen und hoher Motivation für eine wissenschaftliche Karriere bietet der Studiengang einen etablierten Weg zur Promotion. Durch die Beteiligung an Graduiertenkollegs und langjährige Forschungskooperationen mit renommierten Hochschulen im In- und Ausland bieten sich zahlreiche Möglichkeiten für die notwendige kooperative Betreuung unserer Doktorand*innen an einer Universität. Die Auswahl und Anbindung an universitäre Disziplinen erfolgt in Abhängigkeit des Themas.

Die Fachhochschule Potsdam schreibt regelmäßig eigene Promotionsstellen aus. Ebenso bieten die beiden mit dem Studiengang assoziierten Research Labs – das Interaction Design Lab (IDL) und das Urban Complexity Lab – wissenschaftliche Mitarbeiter*innenstellen mit der Option zur Promotion an.

Bei Interesse an einer Promotion im Kontext der Mensch-Computer-Interaktion sowie Geo- und Informationsvisualisierung wenden Sie sich bitte an die Studienberatung.

Antragsforschung

Mit dem Interaction Design Lab (IDL) hat der Studiengang ein Labor angewandter Forschung etabliert, das Kunden aus Wirtschaft und Verwaltung bei der Entwicklung innovativer Mensch-Computer-Schnittstellen und digitaler Services unterstützt.

Im IDL werden Benutzungsschnittstellen hoher User Experience für Enterprise-, Industrie-, Medizin- und E-Government-Anwendungen sowie für Consumer-Produkte unter Nutzerbeteiligung konzipiert, gestaltet, als Prototypen umgesetzt, und mit modernen Evaluationsverfahren auf ihrer Wirkung und Angemessenheit hin untersucht. Ein Schwerpunkt der letzten Jahre lag in der Entwicklung großer, webbasierter Wissensportale (Science Communication), z. B. für die Helmholtz-Zentren, das Deutsche Archäologische Institut oder das Umweltbundesamt. Dabei ist es das Ziel, komplexe wissenschaftliche Themen für eine breitere Öffentlichkeit sichtbar und erlebbar zu machen.

Bücherstapel

Literaturliste

Empfohlene Literatur für den Studiengang Interfacedesign finden Sie in unserer Literaturliste.

Literaturliste

Projekte

Weitere Projekte
Bildauswahl aus dem Archiv des Fotografen Frédéric Brenner

GraDiM: Granularitäten von Zerstreuung und Materialität – Visualisierung eines Fotoarchivs über Diaspora

In Zusammenarbeit mit dem Fotografen Frédéric Brenner und seinem internationalen Projektteam entwickelt das Forschungsprojekt GraDiM theoretische und technische Konzepte für die Visualisierung eines Fotoarchivs mit besonderer Sensibilität für eine Sammlung, die die jüdische Diaspora dokumentiert.

Fünf Karten mit Visualisierungen zu Energie, Mobilität, Abfall, Landwirtschaft und Gebäude

KLIMAKARTEN: Visualisierung lokaler Klimazukünfte

Kooperation zwischen Tageszeitung taz und UCLAB mit dem Ziel, Klimazukünfte über verschiedene Kanäle mittels Datenvisualisierungen zu vermitteln. Dazu wurden sowohl physische als auch digitale Postkarten mit Visualisierungen zu verschiedenen Aspekten des Klimaschutzes in Deutschland gestaltet und produziert.

Vernetzen-Verstehen-Vermitteln: Amazonien als Zukunftslabor

Amazonien als Zukunftslabor – Vernetzen-Verstehen-Vermitteln

Ausgehend von Sammlungsobjekten Grenzen überwinden und Räume des Vernetzens, Verstehens und Vermittelns schaffen.

Gemäldecollage aus der Sammlung-Modebild

Restaging Fashion – Digitale Kontextualisierung vestimentärer Quellen

Das interdisziplinäre Forschungs- und Digitalisierungsprojekt „Restaging Fashion. Visualisierung vestimentärer Quellen“ (ReFa) hat explorative Zugänge zu Beständen aus der Kunstbibliothek Berlin mit ihrer Sammlung Modebild – Lipperheideschen Kostümbibliothek  und aus der Sammlung Textilien des Germanischen Nationalmuseums Nürnberg erarbeitet.