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Pressemitteilung

Landesarbeitsgemeinschaft der Familienverbände (LAGF) und Fachhochschule Potsdam stellen Studie zum Familienleben während der Corona-Pandemie vor

Familie geht mit einem Kind an der Hand spazieren

Beim Fachtag der Landesarbeitsgemeinschaft der Familienverbände (LAGF) am 08. November wurden u. a. die Ergebnisse einer Kooperationsforschung der LAGF und der Fachhochschule Potsdam präsentiert. Die Studie „Meine Familie, Corona und Ich“ thematisiert die größten Belastungen und Herausforderungen für Familien während der Pandemie.

Im Rahmen des Themenjahres 2021 der Landesarbeitsgemeinschaft der Familienverbände (LAGF) in Brandenburg fand am 08.11.2021 der Fachtag „Mit der Familie durch die Corona-Krise“ statt. Die Beteiligten machten auf die Lage von Familien aufmerksam, kamen mit Verantwortlichen aus Politik, Gesellschaft und Wissenschaft ins Gespräch und entwickelten gemeinsam Ideen zur Unterstützung von Familien.

Die Studie „Meine Familie, Corona und Ich“, die beim Fachtag vorgestellt wurde, ist eine Kooperationsforschung der LAGF und des Fachbereichs Sozial- und Bildungswissenschaften der Fachhochschule Potsdam. Die Ergebnisse beruhen auf einer Umfrage von August/September 2021, bei der mit 1608 Teilnehmenden ein hoher Rücklauf erzielt werden konnte. Aus dem Blickwinkel familiärer Resilienz wurde das subjektive Erleben pandemiebedingter Einschränkungen von Familien in Brandenburg erfasst und auf Risiko- und Schutzfaktoren hin analysiert.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich Familien in Brandenburg mit einer Vielzahl an Herausforderungen und Widrigkeiten im Rahmen der pandemiebedingten Einschränkungen konfrontiert sahen. Die größten Belastungen wurden in den Bereichen Berufstätigkeit, Kinderbetreuung und Homeschooling wahrgenommen. Dabei erlebte die überwiegende Zahl der Eltern nicht nur die einzelnen Handlungsbereiche als besondere Belastung, sondern ebenso deren Vereinbarkeit miteinander. Angesichts der Unberechenbarkeit der Situation sowie fehlender Möglichkeiten zur Planung und Organisation der neuen Anforderungen, gelang es den meisten Familien nur unter größter Anstrengung den grundlegenden Bedürfnissen aller Familienmitglieder gerecht zu werden.

Fehlende bedarfsgerechte Unterstützung

Knapp die Hälfte der Befragten erlebte sich als psychisch enorm belastet bzw. erkrankt, es kam zu einem spürbaren Zuwachs an Konflikten innerhalb der Familie und der Paarbeziehung. Fast alle Eltern einte die Sorge um die seelische Gesundheit ihrer Kinder sowie um deren weitere Bildungschancen, die sie im Zuge von Homeschooling und mangelnder Unterstützung durch die Schulen gefährdet sahen. Allerdings nahm etwa die Hälfte der Befragten durchaus auch positive Effekte auf das Familienleben wahr. Denn bei aller Herausforderung erfuhr zumindest etwa ein Viertel der Teilnehmenden einen Zuwachs an Verbundenheit miteinander. Insbesondere das Festhalten an der Kernfamilie als sichere Basis, aber auch der Kontakt und die Unterstützung durch und für die eigenen Eltern, Verwandte sowie nahestehende Personen im sozialen Umfeld half fast allen Familien, krisenhafte Momente zu bewältigen. Hingegen spielten Beratungs- und andere Unterstützungsangebote eine untergeordnete Rolle, gleichwohl der Bedarf nach Hilfestellung und Entlastung enorm groß war.

Ähnlich verhält es sich mit der elterlichen Einschätzung der familienpolitischen Maßnahmen und Angebote im Zuge der Corona-Pandemie. Hier fühlte sich die Mehrheit der Eltern nicht hinreichend gehört und gesehen und beklagt das Fehlen bedarfsgerechter Unterstützung, u. a. im Bereich der Kinderbetreuung und der Absicherung finanzieller Mehrbedarfe während der entstandenen Ausnahmesituation.

Deutlichen Verbesserungsbedarf sehen fast alle Familien an erster Stelle bei der Organisation von Schule und außerschulischen Bildungsangeboten, auf Seiten der Arbeitgebenden, von denen sie sich mehr Verständnis und Unterstützung wünschen, aber auch beim Ausbau digitaler Informationsmöglichkeiten und dem Abbau bürokratischer Hürden hinsichtlich der Inanspruchnahme staatlicher Hilfen.

Prof. Dr. Alexandra Schmidt-Wenzel, Projektleiterin und Leiterin des Master-Studiengangs Soziale Arbeit – Schwerpunkt Familie: „Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass es insbesondere die Kompetenzen der Familien selbst waren, die in der herausfordernden Situation der Pandemie zur unverzichtbaren Ressource wurden. Dieser Umstand sollte aber keinesfalls darüber hinwegtäuschen, dass nach wie vor ein großer Handlungsbedarf besteht, Familien in allen hier genannten Bereichen nachhaltig zu entlasten und so zu unterstützen, dass sie Kraft schöpfen und ihre Reserven wieder auffüllen können, die nämlich keineswegs unerschöpflich sind.“

Finanziert wurde die Studie „Meine Familie, Corona und Ich“ vom Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz. Eine ausführliche Dokumentation der Ergebnisse ist in Planung.